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Mal eben so: Facebook revolutioniert das Web

facebook f8

Update: Noch die 24-Stunden-Regelung, die gefallen ist, beim Data Portability-Teil erwähnt.

Update 2: Like-Button und Login-Status klarer gemacht und noch einen Punkt zum sozialen Web in die Auswirkungen aufgenommen.

Heute findet die Facebook Entwickler-Konferenz „f8“ statt und was dort heute in der Keynote von Mark Zuckerberg vorgestellt worden ist, ist revolutionär (hier der Blogeintrag dazu und das Keynote-Video).

Ganz überblicken kann man es zwar noch nicht, aber hier mal der Versuch eines Überblicks und einer ersten Bewertung.

Social Plugins

So gibt es nun sogenannte „Social Plugins“, die ein jeder Webseiten-Betreiber ungemein einfach (copy/paste) einbauen kann. Der am meisten zu findende wird dabei wahrscheinlich der Like-Button sein. Dieser entspricht im Prinzip dem Share-Button, ist aber viel einfacher zu bedienen. Ein Klick genügt.

Interessant daran ist vor allem, dass bei bestimmten Seiten, nämlich solchen, die ein „Objekt“ wie einen Film, eine Band, ein Buch etc., beschreiben, der Webseitenbetreiber Updates über dieses Objekt zurück an den Facebook-Account schicken kann. Dieser Film oder jenes Buch, was ich mag, wird also als Objekt mit meinem Facebook-Profil verlinkt.

Dann gibt es weitere Plugins, z.B. die Freundes-Aktivitäten. Dieses zeigt an, was seine eigenen Freunde gerade auf der gerade besuchten Website unternehmen. Bin ich z.B. auf CNN.com und einer meiner Facebook-Freunde „liked“ etwas, so taucht das automatisch in der Aktivitäten-Liste auf.

Ein weiteres interessantes Plugin ist das Recommendation-Plugin. Dieses gibt mir eine Liste von weiteren Seiten, die ich mögen könnte. Es wird aus den Freundesaktivitäten und anderen Informationen gefüttert. Laut den Entwicklern kommen auch immer weitere Daten hinzu, wie z.B. Location, um die Ergebnisse immer weiter zu verbessern.

Weitere Informationen zu diesen und anderen Plugins und wie man sie einbindet, findet man auf der Facebook Entwickler Seite.

Das Open Graph Protocol

Die Social Plugins bauen auf diesem Protokoll auf. Im Prinzip besteht dieses aus einer Liste von Metatags, die z.B. so aussehen:

  <head>
    <title>The Rock (1996)</title>
    <meta property="og:title" content="The Rock" />
    <meta property="og:type" content="movie" />
    <meta property="og:url" content="http://www.imdb.com/title/tt0117500/ "/>
    <meta property="og:image" content="http://ia.media-imdb.com/rock.jpg" />
    ...
  </head>
Dies schreibt man also einfach in seine Seite rein und schon können diese Informationen genutzt werden, um auf Facebook eine erweiterte Ansicht dieses „Objekts“ darzustellen. Wir sehen, dass man hier einen Typ „Movie“ angibt, ihm einen Titel und ein Bild gibt sowie eine URL unter der das Objekt identifiziert werden kann.
Diese Informationen werden dann beim Like auch zu Facebook transportiert.
Hat ein Webseitenbetreiber solche Objekte definiert und haben Leute sich mit diesen per „Like“ verbunden, so kann er drei Dinge tun:
  • Er kann Inhalte zu diesen Objekten über ein Web-Frontend publizieren, also z.B. Updates zu Filmen
  • Er kann dies auch über die API tun (wenn man viele Objekte verwaltet, wie IMdB z.B.)
  • Er kann sich Statistiken über diese Objekte anschaun.
Facebook bezeichnet es als „offenen Standard“, aber im Moment nutzt eben nur Facebook diesen. Die Spezifikation ist hier zu finden.

Die Graph API

Eine weitere interessante Sache ist die Graph API. Laut Zuckerberg wurde Facebook komplett neu geschrieben, so dass es auf dieser API aufbaut. Aber auch als Entwickler kann man darauf einfach zugreifen.
Wenn man z.B. folgende URL in seinem Browser eingibt, sieht man es:
Heraus kommt ein Datensatz meines Profils und zwar im JSON-Format (was ja relativ einfach zu verarbeiten ist).
Mit
bekomme ich sogar noch weitere Informationen, also im Prinzip alle öffentlich zugänglichen Informationen über mich.
Ich würde sagen, so einfach war es noch nie, Daten abzufragen.
Doch nicht nur Abholen geht, auch Schreiben geht. So kann man mit einem einfachen Kommando auch Status-Updates absetzen, muss dazu aber natürlich authentifiziert sein.
Die Authentifizierung baut dabei auf OAuth2.0 auf. Dies aus zwei Gründen interessant, nämlich einerseits ist es ein Standard und andererseits ist OAuth 2.0 noch gar nicht fertig (man mag dazu auch dem Interview mit David Recordon von Facebook lauschen, dass wir vor 2 Wochen mit ihm darüber geführt haben).
Es bleibt also die Frage, was denn passiert, wenn sich die Spezifikation noch ändert.
Es bedeutet aber auch, dass die Authentifizierung viel einfacher geht als noch mit dem im Moment gültigen OAuth 1.0-Standard. Vor allem geht es auch als reine Javascript-Implementierung und Facebook liefert die passende Implementierung praktischerweise mit (die wurde schon vor einiger Zeit auf friendfeed von Bret Taylor ausprobiert als OAuth 2.0 noch OAuth WRAP hiess).
Weitere Informationen zur Graph API findet man ebenfalls in der Facebook Doku.

Was bedeutet das denn nun alles?!?

Facebook hat heute einen sehr grossen Schritt getan, denn folgendes kann man wohl jetzt schon sagen:
  • Mit dem Like-Button wird man sich noch weiter im Netz verbreiten und verzahnen. Für noch mehr User wird Facebook gleich dem Internet werden.
  • Mit allen Social Plugins wird das Web in der Tat mehr zu einem sozialen Web, da man auch immer sieht, wer seiner Freunde gerade was auf der entsprechenden Seite macht. Für manche vielleicht erschreckend, für manche wünschenswert. Wie es aber wirklich ankommt, wird man wohl erst nach einiger Zeit sehen, wenn noch mehr Sites dieses implementiert haben.
  • Mit dem Like-Button wird man noch mehr wissen, wo sich die Facebook-Nutzer herumtreiben (selbst wenn man nicht klickt, denn der iframe schickt ja schon einen Referrer). Natürlich muss man dazu bei Facebook eingeloggt sein, aber das sind wohl die meisten Nutzer standardmässig.
  • Da Facebook darauf aus ist, diese Plugins möglichst weit zu verbreiten und dies ja schon längst begonnen hat, wird man daraus auch für die demografische Analyse viel Kapital schlagen können.
  • Mit der Recommendations-Engine haben es nun andere solche Services sehr schwer, Fuss zu fassen (vor allem bei der Benutzeranzahl, die Facebook als Grundlage hat und der Verzahnung mit all den Websites).
  • Hat Facebook in der Vergangenheit Standards eher ignoriert, nutzt man sie nun mehr und mehr. OAuth2.0 ist ein gutes Beispiel und auch das Open Graph Protocol baut auf prio art im Bereich Semantic Web auf. Es basiert ausserdem auf dem RDFa-Standard und wie man auf der Konferenz sagte, wird man auch schauen, dass man noch weitere Standards einbaut.
  • Mit der Graph API ist sogar den Data Portability-Grundsätzen Genüge getan, denn einfacher, die Daten wieder aus Facebook auszulesen, kann es nicht mehr sein (auch wenn hierbei kein Standard genutzt wird). Zudem ist die 24h-Regelung gekippt worden, 3rd-Party-Apps dürfen also die Daten jetzt beliebig lange speichern, was ja einem Export gleich kommt.
Vieles ist aber jetzt auch noch unklar, man muss dies wohl erstmal sacken lassen. Trotzdem kann man vielleicht zwei wichtige Punkte hervorheben, einer gut und einer schlecht:
Gut: Facebook zeigt, wie ein soziales Web funktionieren kann. Man legt den Schwerpunkt dabei auch nicht auf Facebook, sondern die eigenen Freunde, die man nun überall hin mitnimmt.
Schlecht: Es ist kein dezentrales Netzwerk, sondern im Gegenteil, zentralistischer geht es nicht mehr. Konkurrenz belebt das Geschäft, aber hier ist wohl keine auf absehbare Zeit zu erwarten.
Auf jeden Fall hat sich heute das Web verändert. Ob insgesamt zum Guten oder Schlechten wird man nicht genau sagen können, verändert aber hat es sich.

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