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Wo ist das Böse in Google?

Google, das ist ja dieser ganz böse Konzern in den USA, der nur aus einer Manie heraus all unsere Daten sammelt und damit ganz böse Dinge anstellt oder anstellen wird oder aber sie zumindest den US-Behörden zur Verfügung stellt, so dass diese böse Dinge damit tun können.

So oder so ähnlich wird Google hierzulande zumindest in manchen Veröffentlichungen gesehen, wie z.B. bei Spiegel Online im Artikel „Google will die Weltherrschaft“ oder bei netzpolitik.

Markus Breuer hat dazu schon eine sehr lesenswerte Antwort geschrieben, die ich hier noch ergänzen will.

Meine Meinung dazu: Deutschland muss endlich aus seiner Traumwelt aufwachen. Wir leben in einer Informationsgesellschaft, die auf Informationstechnologie aufbaut und diese funktioniert nun einmal nicht ohne Informationen, also Daten.

Und aus der sinnvollen Verknüpfung und auch Publikation von Daten lassen sich viele sinnvolle Anwendungen bauen und Google war und ist in diesem Bereich wohl sehr erfolgreich. Diese Entwicklung wird sich auch nicht mehr zurückdrehen lassen. Dies wiederum bedeutet, dass man nicht meckern sollte, sondern sich überlegen, was die politischen und gesellschaftlichen Konsequenzen sind und wie man dies sinnvoll steuern kann.

Der böse Staat

Die Gefahr, die ja in dem obigen Artikel an die Wand gemalt wird ist die, dass der Staat auf diese Daten zugreifen kann. Dies ergibt sich z.B. aus den Gesetzen des entsprechenden Landes. Wenn er dies aber ohnehin darf, dann ist es unerheblich, ob diese Daten schon handlich verknüpft bei Google liegen oder verteilt auf x Servern. Zur Not muss der Staat diese halt manuell verknüpfen. Zudem wissen wir gar nicht, welche Daten bei Google wirklich schon verknüpft sind, es sind alles nur Annahmen soweit sie nicht aus der Funktionalität der Services folgen.

Auch wird in den Kommentaren bei netzpolitik bemängelt, dass Google zu grosse Bekanntheit habe. Ist es also nun verwerflich Erfolg zu haben? So zumindest hört es sich an.

Was folgt daraus?

Zum einen hat man ja jetzt schon die Wahl: Man kann, muss aber nicht Google nutzen. Man kann, muss aber nicht seine Cookies nach jedem Besuch bei Google löschen. Man kann, muss sich aber nicht nach jeder Suchanfrage neu einwählen um eine neue IP zugewiesen zu bekommen.

Wer macht dies? Nur wenige? Sind die alle schlecht informiert? Mag sein, aber auch die gut Informierten machen dies oft nicht.

Das heisst also, dass man die Gefahren geringer als den Nutzen schätzt. Das gilt für Google aber wohl ebenso für soziale Netzwerke.

Politisch gesehen muss man sich überlegen, was es heisst in einer Informationsgesellschaft zu leben, in der soziale Netzwerke nicht im Vorhinein verboten sind.

Sicherlich ist es ein Problem, wenn jemand ohne meine Erlaubnis Zugriff auf handlich aufbereitete persönliche Informationen über mich gelangt. Aber hier die Datensammlungen per se zu verbieten, ist eine Sackgasse. Wenn der Staat ein Problem darstellen kann, sollte man eher dafür sorgen, dass er es nicht ist. Dann müssen Regeln her, die solches untersagen und unter (entsprechend hohe) Strafe stellen.

Auch die Informationspflicht der Anbieter muss gesichert werden. Hierzu gibt es z.B. bei uns im DataPortability Project die TOS/EULA-Taskforce, die sich um eine bessere Verständlichkeit von AGBs einsetzt und z.B. auch diskutiert, inwieweit dokumentiert werden muss, in welchem Land welche Daten gespeichert werden.

Denn für mich persönlich sind nur zwei Dinge wichtig:

  1. Transparenz, dass ich also weiss welche Daten wo gespeichert sind und darüber informiert werde, wenn sich da etwas ändert und
  2. Wahlfreiheit, dass ich also einfach wechseln kann, wenn mir ein Service nicht mehr zusagt.

Das heisst im Falle 2 auch, dass der Staat nach Möglichkeit dort keinen Zugriff haben darf und wenn (denn Strafverfolgung muss ja doch irgendwie möglich sein) nur unter sehr sehr strengen Auflagen. Denn zwischen Google und Microsoft kann ich wählen, den Staat zu wechseln ist deutlich schwieriger.

Ausserdem soll natürlich sichergestellt werden, dass ich im Falle eines Wechsels meine Daten auch mitnehmen kann, eine Sache also, für die sich das DataPortability Project gegründet hat.

Eines aber sollte nicht passieren: Aus Angst vor Datenlecks die falschen Massnahmen zu ergreifen und die Innovationskraft Deutschlands in diesem Bereich noch weiter abzuwürgen.

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