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Anonymous, Demokratie und Rechtsstaat (und die Schere im Kopf)

Die letzten Tage ist ja einiges passiert, was Anonymous betrifft. Ich war ja da schon immer kritisch, denn Willkür und Lynchjustiz sind halt nicht so die Dinge, die uns weiterbringen.

Nach dem Angriff auf den Bundestag, fühlte ich mich dazu genötigt, doch mal dieses Video zu machen:

Dort habe ich „Anonymous“ als Idioten bezeichnet, denn wer den Bundestag, also unsere Volksvertretung, die wir gewählt haben und die der Kern unseres demokratischen Systems ist, lahmlegt, der hat das aus meiner Sicht auch verdient.

Dummerweise wusste ich nicht, dass die Bezeichnung „Idiot“ für Anonymous einen DDoS nach sich zieht (gilt wohl nicht, wenn man Politiker generell als solche bezeichnet – sprach ich von Willkür?). Also war dieses Blog down (und das, was sonst noch auf dem Server war, natürlich auch. Aber Kollateralschäden interessieren Anonymous nicht).

Meine Antwort:

Super auch, dass @EuropeAnonymous dann auch noch den DDoS-Schnipsel von mir haben wollte. Denn wer anderen Leuten das Blog lahmlegt, der ist danach natürlich der beste Freund.

Ansonsten aber sehe ich mich in meiner Einstellung eigentlich bestätigt, nämlich dass viele Leute, die sich als Anonymous bezeichnen, von unserer Demokratie wohl doch nicht soviel halten (oder sie falsch verstehen). Es geht da doch eher um „ich weiss schon, was gut für alle ist“ als um eine demokratisch geführte Debatte und Abstimmung. Wenn die nicht passt, dann halt DDoS.

Auch der Vergleich mit einer Sitzblockade musste wieder herhalten. Nun bin ich auch kein Freund von Sitzblockaden, aber dennoch gibt es doch Unterschiede, nämlich dass eine Sitzblockade für den Mitmachenden doch viel aufwändiger ist als mal ein Mausklick. Da muss man sich vielleicht schon eher überlegen, ob man sich dem aussetzt und ob das Thema es wert ist.

Ein Anonymous-Anhänger hat sogar auch noch nen Grund:

Wie ich also schon sagte, es ist nicht dasselbe.

Wo lernt man eigentlich, was Demokratie ist?

In der Schule anscheinend nicht mehr, denn es gibt da schon ein paar seltsame Vorstellungen, auch in den YouTube-Kommentaren. So sei das Meldegesetz (das ich übrigens hier und hier kritisiere) ja von einer Lobby gemacht worden. Und trotzdem wurde es in unserem gewählten Parlament (wenn auch in seltsamer Art und Weise) verabschiedet. Auch hat man auf YouTube das Gefühl, Wahlen nicht beeinflussen zu können. Sicher, nicht im grossen Stil, aber das ist nunmal Demokratie.

Ansonsten hat die Süddeutsche nochmal zusammengetragen, wie man den Politikern auf die Finger schaut (auch wenn ich das mit dem Fehlen bei Abstimmungen und der Abart, Reden zu Protokoll zu geben, nicht anfreunden werde).

Und die Webschau vom DRadio Wissen hat das Thema auch nochmal aufgegriffen.

Fazit

Dass man nicht alle von meiner Meinung, dass DDoS kontraproduktiv sind, überzeugen kann, ist klar. Aber zumindest hat sich jetzt mal eine kleine Diskussion aufgetan um die Frage, wie sinnvoll solche Aktionen eigentlich sind. Und das ist gut so. Es zeigt aber auch: Über das Meldegesetz diskutieren wir in meiner Echo Chamber jetzt nicht mehr, sondern eben nur noch über DDoS-Angriffe. Und auch das ist eigentlich kontraproduktiv für die Sache.

Daher: Gib DDOS keine Chance!

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