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Open Data in Aachen?

Ratsinfosystem Aachen

Es war im September 2009, kurz nach den Kommunalwahlen, als ich begann, mich überhaupt mit Kommunalpolitik zu beschäftigen. Mit Schuld daran sind sicher auch die Piraten, da ich über diese recht einfach in die Politik reinkam, da sie einfach transparenter sind und durch IRC und Mailinglisten sowie Stammtische geringere Kontakt-Hürden haben (aber damit genug der Lobhudelei).

Wer blickt durch?

Was allerdings nicht so transparent war und ist, ist die Politik selbst. So gibt es zwar ein Ratsinfo-System hier in Aachen, was aber leider nicht gerade ein Wonneproppen an Usability ist. Und geht man ohne Laptop zu einer Stadtrats- oder Ausschusssitzung, so weiss man schon gar nicht, was dort eigentlich besprochen wird. Tischvorlagen gibt es nur für Ratsmitglieder.

Aber selbst mit Laptop ist man manchmal aufgeschmissen, da ich es auch schon 2-3 mal erlebt habe, dass ein TOP nicht im Ratsinformationssystem zu finden war oder bei Abstimmungen über Aufsichtsräte gar keine Namen in der Online-Version der Beschlussvorlage zu finden waren.

Open Data

Da könnte also einiges besser werden. Von daher war es ganz günstig, dass ich beim PolitCamp 2010 Daniel Dietrich vom Open Data Network e.V. traf (und auch ein Interview mit ihm führte), denn dieser Verein beschäftigt sich eben genau damit, Daten ans Licht der Welt zu bringen, die anderweitig in Datensilos der Verwaltung schlummern würden.

Es geht dabei auch nicht nur um ein besseres Ratsinfosystem, sondern auch um Statistiken, geographische Daten und vieles mehr. Und hier ist auch schon das erste Problem: Man weiss ja im Prinzip nicht, was für Daten eigentlich wo genau schlummern. Eine Inventur wäre daher evtl. der erste Schritt, um dann entscheiden zu können, was genau wie veröffentlicht werden könnte. Wünschenswert sind hier Standard-Schnittstellen und offene Formate (wobei hier zu diskutieren wäre, ob PDF denn sinnvoll ist oder nicht).

Es geht hierbei natürlich auch nicht um personenbezogene Daten, sondern eben um Statistiken, für die Allgemeinheit interessante Dokumente usw.

Warum Open Data?

Doch wofür ist Open Data überhaupt gut? Eine Antwort ist sicher, dass wir für die Erzeugung dieser Daten eh schon via Steuergeld gezahlt haben und diese Daten dem Bürger daher zustehen.

Eine bessere Antwort ist aber, dass nur ein informierter Bürger zu einer fundierten Meinungsfindung fähig ist.

Weitere Gründe:

  • Durch die maschinelle Auslesbarkeit der Daten sind ganz neue Aufbereitungsformen denkbar. Dieses kann besser von einer breiten Community denn den einzelnen Verwaltungen geleistet werden.
  • Mehr Transparenz fordert auch das Vertrauen in ein System.
  • Mehr Transparenz fördert das Verständnis der Bürger für gewisse Entscheidungen
  • Eine direkte Bereitstellung von Unterlagen (mit einem entsprechenden Prozess) entlastet die Verwaltung, da das Bearbeiten von Anfragen entfällt.

(Weitere Gründe dürfen gerne in den Kommentaren genannt werden)

Open Data in Aachen

Wie schon erwähnt, gibt es zwar ein Ratsinfo-System in Aachen (was zu begrüssen ist), jedoch mit Tücken. Nach Diskussion des Problems mit Piraten und SPD und meiner Anregung, doch da mal etwas dran zu ändern, gibt es nun auch einen parteiübergreifenden Ratsantrag, der anregt, einen runden Tisch zum Thema einzusetzen. Dummerweise findet man diesen Ratsantrag aber nicht (oder nur schwer?) online, eine Rohversion gibt es aber hier.

Der Stand des Antrags ist mir im Moment etwas unklar – ich habe nur bei den Piraten erfahren, dass es ein Hinterzimmertreffen dazu geben wird (laut SPD, um zu klären, wie man die Öffentlichkeit am besten einbezieht). Ich mag hier auch etwas falsch verstanden haben, aber mit mehr Transparenz wäre eben auch mehr Vertrauen da. Hoffen wir also, dass es zum Runden Tisch kommt und dass dieser hochtransparent arbeitet.

Die konkreten Probleme

Und da ich nicht so lange warten wollte, habe ich schonmal begonnen, ein Tool zu schreiben, das die Daten aus dem Ratsinfosystem herauszieht, bin dabei aber auf 2 Probleme gestossen:

  • Was genau ist die Lizenz der Daten? Wahrscheinlich normales Urheberrecht. Eine Attribution-Lizenz wäre hier aber wünschenswert. Die Weiterverarbeitung (auch kommerziell) sollte hier ausdrücklich erlaubt werden.
  • Das Ratsinfosystem ist im Moment so konfiguriert, dass es von Suchmaschinen nicht durchsucht werden darf. Dies sollte meiner Meinung nach auch geändert werden (dann hätte man zumindest eine vernünftige Suche ohne weitere Kosten).

Es bleibt natürlich das Problem der fehlenden Schnittstellen und die Speicherung vieler Dokumente als PDF bzw. eher unstrukturiertem Freitext. Das Lösen der beiden oben genannten Probleme, würde aber zumindest die Weiterverarbeitung nicht komplett ausschliessen, auch wenn sie dann sehr umständlich ist.

Ich gehe mal davon, dass sich die Ratsherren nun darum reissen werden, diese beiden Punkte umgehend zu klären und uns in den Kommentaren die Ergebnisse mitzuteilen  ;-)

Weitere Blogposts zu konkreten Ideen, was in diesem Bereich passieren könnte, werde ich demnächst noch schreiben.

Als weitere Lektüre empfehle ich mein Live-Protokoll der OpenData-Session der SIGINT vom vergangenen Wochenende.

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