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Was ist bei den Piraten eigentlich anders? Presse vor Bürger?

Ich habe letzte Woche mal begonnen, ein Video zu machen. Jetzt ist es auch endlich mal fertig. Hier also topftäglich 61. Und meine Videos abonnieren kann man hier :-)

Und hier noch das grobe Script:

Das ist eine Pressemitteilung. Pressemitteilungen wurden früher oft benutzt, in der grauen Internetvorzeit, als es nur eine Möglichkeit, möglichst viele Leute zu erreichen gab – die Massenmedien. Also Fernsehen, Radio, Zeitung.

In dieser Zeit hat man solche Verlautbarungen geschrieben, die dann durch die Presse verteilt wurden. Der Nachteil ist dabei, dass man keinen Rückkanal hat und somit keine Konversation entstehen kann. Man weiss dadurch auch nicht, wie die Inhalte ankamen, ob man die Leute es verstanden haben oder einfach nur ignoriert.

Heute ist das anderes. Heute gibt es das Internet und damit auch die Möglichkeit der direkten Kommunikation miteinander, also der Konversation. Dies ist ein grosser Vorteil gegenüber der Vor-Internet-Ära.

Was ist anders bei den Piraten?

Die Piraten sind nun angetreten, einen anderen Politikstil zu pflegen. Was aber genau jetzt anders sein soll, das wissen leider nichtmal die Piraten – denn sie haben das bislang noch nie ausführlich diskutiert. Es geht entweder um Inhalte oder um interne Parteistrukturen.

Wenn man sich aber nun die Homepage der Piratenfraktion NRW anschaut, dann sieht man wenig, was anders ist, denn hauptsächlich sind es Pressemitteilungen.

Pressemitteilungen aber haben diverse Probleme und sind der Bürgernähe nicht gerade förderlich. Im Gegenteil, die Art und Weise, wie man per Pressemitteilung kommuniziert, ist Teil des Problems Politikverdrossenheit.

1. Pressemitteilungen gehen meist mit Bashing des politischen Gegners einher.

Politiker scheinen wenig von konstruktivem Dialog zu halten. In den meisten Pressemitteilungen geht es darum, dass der politische Gegner doof ist. Man selbst ist natürlich über alle Zweifel erhaben. Das sagt man auch in Reden.

Es scheint sich immer noch nicht rumgesprochen zu haben, dass wir Bürger inzwischen verstanden haben, dass die jeweils anderen doof und man selbst ganz toll ist.

2. Pressemitteilungen sind wenig konstruktiv

In den meisten Pressemitteilungen wird kritisiert und das war es dann. Alternativvorschläge werden nicht unterbreitet, ausser dass die Gegenseite das Problem mal irgendwie lösen solle. Ob diese allerdings in der Lage ist, eine Lösung zu finden, die die Opposition tatsächlich befriedigt, steht zu bezweifeln.

3. Pressemitteilungen sind wenig informativ

In den meisten Pressemitteilungen wird nur kurz das angebliche Problem skizziert, ohne aber ins Detail zu gehen oder zumindest Hinweise darauf zu geben, wo man diese findet. Selbst Quellenangaben zu Aussagen des politischen Gegners werden in den allermeisten Fällen nicht getätigt.

Der Bürger wird also nicht informiert und kann daher schlecht einschätzen, was von den Aussagen beider Seiten zu halten ist. Auch kann der Bürger dadurch schlecht einschätzen, wie informiert denn der Politiker überhaupt ist.

4. Pressemitteilungen schaffen Abstand

Pressemitteilungen sind in der dritten Person geschrieben. Daniel Schwerd, Abgeordneter der Piratenpartei sagte mir dazu:

Ich würde sagen: Umso schlimmer, dass sie nicht von ihm selbst kommen. Bei der dritten Person hat er aber meines Erachtens unrecht, denn diese werden in der dritten Person geschrieben, um es der Presse mundgerecht zu servieren. Undenkbar, dass sie das von der ersten Person in die dritte umschreiben müssen.

Und sowohl das mit der dritten Person als auch das Nicht-Selbstschreiben schafft Abstand. Es ist unpersönlich. Es schafft keinen Dialog, keine Konversation.

Und es verstärkt den Eindruck zwischen innen und aussen, in der Fraktion und ausserhalb der Fraktion, denn zwischen den beiden Sphären steht der Pressereferent und leitet Informationen rein und raus.

Statt Bürgernähe schaffen Pressemitteilungen also mehr Abstand.

Warum nicht persönlich?

Warum man die Pressemitteilung nicht als Blogpost und persönlicher schreibt, fragte ich. Die Antwort:

Aber ist dem so? Da steht doch, „MdL Schwerd erklärt“. Also ist es doch persönlich. Und steht nicht jeder Abgeordnete für sich? Gerade bei den Piraten? Und selbst eine Fraktionsmeinung kann man in persönlichem Ton schreiben.

Daniel weiter:

Aber warum? Ist das nicht „professionell“, wenn man etwas persönlich schreibt? Gerade das ist heute gefragt. Ich will doch keine Politiker-Maschinen, sondern ich will Menschen, mit denen ich reden kann, die vor allem menschlich rüberkommen.

All das ist ja auch nicht neu, schon Ende der 90er haben schlaue Leute das Buch „Cluetrain Manifesto“ geschrieben, wo die Hauptthese lautet:

„Markets are Conversations“

Dort wird all das behandelt. Zwar geht es dort um Firmen, aber all das gilt ja für Politik umso mehr, denn Politik ist doch, wenn man miteinander redet.

Und genau das sollten die Piraten tun: Mal mit uns reden und nicht nur Material für die Presse erzeugen.

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