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Wie ein Blogpost von Linden Lab die Community aufschreckt

Aufgrund der jüngsten Medienberichte über Second Life in Deutschland und ein generelles Augenmerk auf nicht-legale Dinge in Second Life weltweit, ist eines der zentralen Themen von Linden Lab im Moment ja die Definition dessen, was in Second Life erlaubt ist und was nicht sowie wie man diesem begegnet (Stichwort „Altersverifikation“). Dies ist sicherlich kein einfaches Unterfangen, wie ich in einem weiteren Artikel noch ausführen werde. Allerdings scheint es bei solchen Themen auch sehr wichtig zu sein, die Kommunikation mit den Bewohnern von Second Life (oder im allgemeinen mit seiner Community) genau zu überprüfen.

Ein Beispiel, wo es nicht so gut funktioniert hat, mag der Blogpost von Daniel Linden mit dem Titel „Keeping Second Life Safe, Together“ sein. In diesem Artikel geht es darum, wie die aktuelle Abuse Report-Policy von Linden Lab aussieht, also welche Dinge in Second Life erlaubt sind und welche nicht. Dieser Post ist relativ kurz gehalten und besagt hauptsächlich, dass Dinge wie Real Life-Fotos, Avatar-Portraits und andere Abbildungen von sexuellen Handlungen in denen Minderjährige vorkommen in Second Life nicht erlaubt sind und auch nicht toleriert werden. Dasselbe gilt für Fotos, Avatar-Snapshots und andere Abbildungen, die sexuelle Gewalt, generell harte Gewalt oder anderen „broadly offensive“ Inhalt zeigen.

Daniel Linden schreibt weiter, dass Verstöße gegen diese Auflagen mit einer Vielzahl von Sanktionen, wie z.B. Terminierung des Accounts, Schliessung von Gruppen, Löschung von Inhalten oder Verlust von Land geahndet werden. Weiterhin bittet er die Community, weiterhin auf solche Dinge zu achten und wie bislang über das Abuse-Report-System zu melden. Er versichert außerdem, dass Linden Lab 24 Stunden, 7 Tage die Woche aktiv ist, dieses zu überwachen.

Das Problem?

Das Problem, dass nun viele Second Life-Bewohner haben, ist der Begriff „broadly offensive“, der nicht weiter erklärt wird. Hier geht die Angst um, dass Dinge, die bislang als nicht kritisch galten, evtl. nun unter „broadly offensive“ fallen und dass Linden Lab den eigenen Account ohne weitere Warnung löschen könnte.

Dieses Thema kam daher auch prompt bei der letzten, recht vollen, Sprechstunde von Robin Linden am vergangenen Montag zur Sprache. Man verlangte von Robin, dass sie klarstelle, was genau denn unter „broadly offensive“ zu verstehen ist. Leider driftete das Gespräch dann eher in mehr emotionalere Gefilde seitens der Bewohner ab, was die Diskussion zeitweise leider etwas behinderte.

Robin machte aber klar, dass man natürlich bei dem Begriff „broadly offensive“ nicht nur die USA betrachten kann, sondern internationale Gegebenheiten mit einbeziehen muss. Was in einem Land noch toleriert wird, kann in einem anderen Land verboten sein. Während Linden Lab laut Robin Linden immer eine sehr offene Gesellschaft gepflegt hat, sehen sie sich zum Handeln gezwungen, wenn bestimmte Gegebenheiten die Existenz von Second Life gefährden.

Robin Linden machte insbesondere die folgenden Punkte noch einmal deutlich:

  • Kinder-Avatare sind weiterhin in Second Life erlaubt, nur sexuelle Handlungen mit Ihnen sind verboten.
  • Es gibt keine klare Definition von „broadly offensive“, denn diese kann es aufgrund der internationalen Gesetzeslage nicht mit Sicherheit geben. Man vertraut hier auf die Community, die durch Abuse Reports klarstellt, was man als erlaubt ansieht und was nicht. Sicherlich wird man auch auf Länderanfragen reagieren, die ihren Standpunkt darlegen.
  • Es gibt intern bei Linden Lab ein Wiki, was Präzedenzfälle auflistet und wie sie behandelt wurden. Dieses Wiki wird von den zuständigen Personen bei Linden Lab bei Entscheidungen konsultiert, so dass Reaktionen auf Abuse Reports auch konsistent ausfallen und man eine Richtlinie für eine Entscheidung hat.
  • Bzgl. Gorans und BSDM gibt es aus Linden Lab’s Sicht keinen Grund, diese aus Second Life generell zu verbannen.
  • Es sind keine neuen Regeln, die Daniel aufgestellt hat, es wurden im Prinzip nur die 6 Regeln der Community Standards noch einmal bekräftigt.
  • Linden Lab bannt Avatare nicht direkt, sondern folgt einer „warn, warn again, then kick policy“. Ausnahmen sind nur massive Belästigungen oder aber Betrug.
  • Sollte jemand fälschlicherweise beschuldigt werden, so sollen sie Linden Lab dies wissen lassen. Zur Not soll Robin Linden direkt angesprochen werden.

Hier noch ein Auszug der Antworten von Robin zu den genannten Anschuldigungen:

We have tried to create a world where everyone takes responsibility for their own actions, within some broadly stated guidelines called the communitiy standards. We’ve relied on the Residents to let us know when those standards are violated. Nevertheless, as we’ve grown and as we’ve spread out across the globe in RL, there are different sensibilities that we face in different places.

This is a new situation for us, and one we have to navigate through. We would like to maintain our approach where the community lets us know when they believe the community standards have been violated. Hence the reminder to use the reporting system.

That said, we may find there are times when behaviors that we have allowed in the past, e.g. ageplay, are viewed strongly enough by some jurisdictions that we have to decide, for the sake of the business that we aren’t going to allow them any more. I doubt very much that ageplay is the last behavior that will come under this scrutiny.

What Daniel said in his post is that we have standards, we have a reporting system, and we need to work to gether to try to maintain those standards. In retrospect perhaps it seemed like a new policy because it sounded more proactive than in the past. There may be times when we decide to fight something that the RW tries to impose on us. One case I can think of would be if some government asked us to give them information about political activities among their citizens.
But there will be other times when we have to decide that non-compliance will result in a harm to Second Life and we can’t allow that to happen. The reason I can’t say that this or that activity, or slant on BDSM, or degree of forced sex is or isn’t allowed is because I don’t know the answer.For now I would say use your heads, live by the laws of your own jurisdiction, try not to be in other people’s faces with activities that you know might draw ciriticism in the RW

(RW = Real World)

Was kann man aus diesem Vorfall für die eigene Kommunikation lernen?

Ich denke es ist klar, dass man gerade bei solch sensiblen Themen sehr genau auf die Wortwahl achten muss. Natürlich gerade in Second Life, denn dort scheint die Community sehr auf ihre Freiheit bedacht zu sein, so dass schon das Gefühl einer Einschränkung ausreicht, die Bewohner aufzubringen. D.h. also, dass man seine Community genau kennen und Reaktionen nach Möglichkeit schon im Vorhinein durchdenken sollte.

Wichtig ist aber auch (und das Beispiel zeigt dies), dass man eine Möglichkeit haben muss, auf solche Reaktionen selbst wieder reagieren zu können. Dies kann einerseits der Kommentarbereich eines Blogs sein, andererseits aber auch wie hier eine Art Sprechstunde, in der solche Dinge vielleicht schneller zu klären sind und die Community vor allem das Gefühl hat, dass man Ihnen Beachtung entgegenbringt. Was in diesem Beispiel allerdings vielleicht noch fehlt ist die Aufarbeitung des Ganzen in Form eines Blogposts, der die genannten Punkte klarstellt, denn an der Sprechstunde hat ja nur ein Bruchteil der Bewohnerschaft teilgenommen.

Wer diese Themen mit Linden Lab weiter diskutieren will, sei hier auf die Sprechstunden von Robin Linden und Chadwick Linden verwiesen.

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