Als ich letzte Woche auf er EuroPython 2009 in Birmingham war und so ins Programm schaute, entdeckte ich doch gar einen Talk mit dem Titel „Unconference Panel“. Interessiert, wer denn da alles auf dem Panel sitzt, schaute ich mal in den Abstract und entdeckte dort u.a. meinen Namen. Also geh ich doch da mal hin, sagte ich mir und tat dies auch.
Mit mir auf dem Panel war u.a. Bruce Eckel, den man vielleicht von dem ein oder anderen Buch über C++ und Java kennt (da hat er recht viele von geschrieben). Aber er schreibt nicht nur Bücher, sondern organisiert auch OpenSpace-Konferenzen (und wird wohl hier und da auch programmieren, denn sonst könnte er keine Keynote über C++, Java, Ruby und natürlich Python halten).
Nun hat Bruce noch nie von BarCamps gehört (oder war zumindest noch nie auf einem) und ich war noch nie auf etwas, was sich OpenSpace-Konferenz nennt. Klar ist aber wohl, dass beides recht ähnlich ist und der Hauptunterschied mag sein, dass OpenSpace-Konferenzen (zumindest die von Bruce organisierten) durchaus Geld kosten, wie z.B. die der JavaPosse.
Ansonsten fallen zumindest zu deutschen BarCamps noch weitere Unterschiede auf:
- Er führt keine Session-Vorstellungen durch, es wird einfach alles an ein Whiteboard gehangen.
- Präsentationen sind nicht erwünscht. Sollte jemand doch damit beginnen, fragt meist jemand „Warum hören wir nicht mal, was andere im Raum darüber denken?“. So sind auch normalerweise wohl keine Beamer vorhanden.
- Er führt das meist an einem etwas abgelegenen Ort durch. Dort geht man dann nicht von 19 Uhr bis 7 Uhr trinken, sondern bleibt meist am Ort.
- Meist gibt es auch einen Slot mit Lightning Talks (also 5-10 Minuten-Talks am Stück).
- Was zwar eigentlich auch auf BarCamps gilt, aber ich nie sehe: Das Gesetz der 2 Füsse, wenn eine Session nicht mein Ding ist, gehe ich einfach.
Ansonsten ist er auch mit der Zeiteinteilung etwas experimentierfreudiger. So gibt es z.B. bei der JavaPosse-Veranstaltung einen freien Nachmittag (z.B. zum Skifahren, da es sich dort anbietet) und danach geht es dann weiter mit Abendessen und den Lightning Talks.
Auch mit dem Essen scheint nicht immer alles voraus organisiert zu werden, das sollen auch ruhig die Teilnehmer übernehmen.
Ein paar Ideen für Deutschland?
Die Frage, die ich mir stelle ist, ob man nicht auch mit wenig Orga hinkommt. Also keine T-Shirts, kein Essen, keine Namensschilder, keine Beamer.
Inbesondere beim letzten Punkt frage ich mich, ob das in Deutschland angenommen werden würde. Bei Bruce’s OpenSpace-Konferenzen geht es ja nur um Diskussionen und nicht um Vorträge. So sieht man z.B. auch dass es gar keine Pausen zwischen den Sessions gibt. Vielleicht aber braucht man die auch hier nur, da man ja in den Sessions doch wieder eher wenig miteinander redet und die Pausen dann doch für die „Hallway“-Gespräche dienen. Wenn aber dies schon in den Sessions geschieht, wäre die Pausendiskussion evtl. auch überflüssig. Man hätte also die ganze Zeit Hallway-Konversationen.
Ob das aber so klappt, ist in der Tat die Frage, vor allem bei generischen Barcamps, wo also alle Teilnehmer auf einem anderen Wissensstand sind. Aber auch hier könnte man ja vielleicht eher das Thema in der Gruppe erarbeiten und die „Unwissenden“ können ja z.B. Fragen stellen, die die „Wissenden“ dann beantworten. Bei Themencamps mag das dann eher funktionieren, wie man ja z.B. auch beim FutureMusicCamp gesehen hat (aber auch da gab es Vorträge, die nach 40 Minute dann aber teilweise auch mit dem Satz „Mist, ich wollte doch eigentlich nicht soviel vortragen“ endeten).
Dann sind da natürlich noch die Kneipenbesuche. Da ist natürlich nichts dagegen einzuwenden, aber leider verläuft sich die Gruppe dadurch immer so schnell. Ich kenne das z.B. von Sprints (oder auch Hackathons genannt, wo man z.B. eine Woche lang zusammen programmiert), die dann in den Bergen stattfinden, wo man auch gar nicht irgendwo hingehen könnte. Dort wird Tag und Nacht irgendwer vor dem Rechner sitzen und an irgendwas arbeiten. Und das ist immer sehr produktiv. Vielleicht also mal ein BarCamp aufm Land oder auf nem Berg? Und soll es Eintritt kosten oder nicht? Vielleicht sollte es einfach mal, vielleicht nicht 600 Euro aber vielleicht 10. Die man vielleicht zurückbekommt, wenn man wirklich kommt.
Was klappt und was gewünscht ist, weiss ich nicht, aber vielleicht probiert man es einfach mal aus (oder diskutiert es zumindest). Ich persönlich würde mehr Konversation auf jeden Fall recht gut finden und auch Lightning Talks wären vielleicht etwas, was man mal ausprobieren könnte. Das kann ja eine knackige Einführung in ein Thema sein, aus der sich vielleicht dann eine Session ergibt.
Das Panel selbst war im übrigen recht gut besucht. Es gab viele Leute aus allen Teilen Europa’s, die selbst ein BarCamp oder eine Unconference organisieren wollen und viele Fragen hatten, was man denn für Räumlichkeiten braucht, wie das Ganze abläuft und dergleichen mehr. Und auch die PyCon UK wird dieses Jahr doch stattfinden (eigentlich sollte sie wegen der EuroPython am selben Ort ausfallen) und sie wird eine eintägige Unconference sein. So würde ich mir fast schon jede Konferenz wünschen, denn es entspannt die Orga auf Seiten der Veranstalter (denn den Speakern hinterherzurennen ist nervig) und der, die etwas zu erzählen haben (denn die verpassen gerne Deadlines). Daher ist die Ankündigung der PyCon UK Unconference schonmal sehr positiv zu sehen. Und sollte die EuroPython mal nach Deutschland kommen, werde ich mich auch sehr für solch eine Form einsetzen. Vielleicht wird ja sogar schon die Zope-Tagung dieses Jahr so stattfinden, denn dass wenig Leute Talks einreichen, heisst meist nicht, dass auch wenig Leute was erzählen wollen.
OpenSpace Conference, Unconference, BarCamp oder wie immer man sonst es nennen will, die Idee ist auf jeden Fall auf dem Vormarsch und das ist gut so!