Am Samstag ging sie also endlich zu Ende, die Klima-Konferenz auf Bali, einen Tag länger als geplant. Der Deal, der dabei herauskam ist (wie sollte es auch anders sein) ein Kompromiss. Und dieser in letzter Minute (eigentlich ja eher nach der letzten). Die 187 Staaten haben sich trotz allem nicht auf konkrete Klimaziele für den Abschlusstext einigen können. Statt dessen wird nur auf eine Fußnote verwiesen. Also eher ein Trauerspiel als eine Lösung.
Und wer ist schuld? Hauptsächlich wohl die USA, denn diese waren es (gefolgt von ein paar anderen Staaten wie Kanada oder Australien), die am liebsten gar keine konkreten Zahlen im Abschlussreport stehen haben wollten. Die Bush-Administration nimmt anscheinend den Klimawandel nicht ernst und verhandelt so, wie man über Bananenpreise verhandeln würde. Am Samstag hat sich der Knoten dann denoch gelöst, allerdings erst nachdem die USA-Vertreter ausbuht worden sind und die Vertreter verschiedener pazifischer Inselstaaten recht emotional wurden. Sie sehen nunmal auch als erste die Folgen des Klimawandels. Und auch Al Gore hatte letzte Woche ja schon gesagt, dass man auf die USA nicht warten solle. Man sollte eine Lösung ohne sie finden, solle aber Platz lassen, dass sie dann unter einem neuen Präsidenten dieser Lösung beitreten könne.
Doch so einfach ist das natürlich nicht. Bei der UN gibt es viel Bürokratrie und es gab wohl Workshops alleine dazu, um die technischen Hürden für bestimmte Konstellationen zu schaffen. Auch ist die USA natürlich nicht ganz so unwichtig in der UN als dass man sie einfach übergehen könnte. So haben dann die Vertreter der Inselstaaten auch an die USA appelliert, Platz zu machen und zur Seite zu treten. Man habe sich zwar Führung gewünscht, aber solch eine sicherlich nicht. Denn führen sollten die USA, schaut man sich an, was eigentlich vereinbart werden sollte. So wollten die Entwicklunsgländer ihre Aktivitäten in einer messbaren, verifizierbaren und berichtbaren Weise an die Aktionen der USA knüpfen, die aber anscheinend gar keine Aktionen plant.
Wie ich schon sagte: Trauerspiel.
Im Endeffekt hat die USA aber nun doch Platz gemacht, wohl nur für einen Kompromiss, aber immerhin. Er ist leider weit davon entfernt, die richtige Antwort auf das Problem zu sein, aber es war wohl auch wichtig, bei diesem Meeting soviel wie möglich zu erreichen. So wurde z.B. bei den Interviews, die von der Konferenz live in Second Life gestreamt wurde aus dem SL-Publikum die Frage gestellt, ob denn kein Ergebnis auch ein Ergebnis sein könnte. Tony Juniper von Friends of the Earth meinte aber, dass dies nicht wirklich akzeptabel sei. Es hängt ja nur an Busch, der in ca. 13 Monaten aus dem Amt ist, die nächste Chance zur Einigung sei aber erst in Kopenhagen Ende 2009 gegeben und zwischen den Terminen sei viel Zeit, die nicht vergeudet werden dürfe.
Vielleicht fällt Bush ja auch vorher noch etwas mehr zum Klimaschutz ein, denn er steht allein da. So sind die meisten Staaten nun Klimaschutzgruppierungen beigetreten und auch die Industrie wäre laut den Interviewpartnern bereit, etwas zur Reduzierung der Treibhausgase zu tun, sie warten nur auf Richtlinien, damit der Markt fair bleibt. So steht er also nicht nur in der Welt, sondern auch im eigenen Land isoliert da. Tony Juniper meinte weiterhin zum Verhalten der USA, dass sie sich wie ein First Class-Passagier benähmen, der meinte, es ginge ihn nichts an, wenn es in der Economy-Class brennen würde.
Und die Lobbygruppen..
Auch Lobbygruppen für fossile Brennstoffe, wie z.B. Kohle, waren auch der Konferenz vertreten. Und zynischer kann man eigentlich nicht mehr werden. So war World Coal Coalition vor Ort. Und was macht die? Sie preist „clean coal“ (Achtung: Oxmoron) als die Lösung des Klimaproblems an. Man schaue sich auch Pressemeldungen z.B. der Luftfahrtindustrie an. Auch dort wird Luftfahrt als der ökonomische Schlüssel für Entwicklungsländer gepriesen. Usw.
Wie ich schon sagte: Ein Trauerspiel.
Und Deutschland..
Merkel feiert die Ergebnisse, aber zu feiern gibt es eigentlich nichts. So sieht das wohl auch Herr Gabriel und ein paar andere Politiker. Und auch Deutschland wurde in den Second Life-Interviews erwähnt, denn wir planen ja in den kommenden Jahren mindestens 26 neue Kohlekraftwerke ans Netz zu hängen. Und dies werden vor allem auch Braunkohlekraftwerke sein, also die schlechteste Wahl in Sachen Klimaschutz. Die Energieriesen mögen sich hier einfach am Markt orientieren, denn Kohle ist nunmal am günstigsten im Betrieb, aber moralisch ist das Wohl entgegen jeder Vernunft. Es ist somit hier Industrie und Politik gefordert, denn augenscheinlich muss der Betrieb von Kohlekraftwerken deutlich teurer gemacht werden.
Und nu?
Alles in allem war die Konferenz wohl nicht der Erfolg, den die Welt brauchte. Tuvalu versinkt im Meer und die Politik spielt ihre Spielchen, Bangladesch ist bald weg und die Politik spielt ihre Spielchen. Der Nordpol wird bald zum Urlaubsparadies aber die Politik spielt ihre Spielchen. Es fällt schwer bei dem auf Bali Gesehenen sehr positiv zu sein, aber es liegt natürlich auch an jedem einzelnen. So wäre es sicherlich sinnvoll hier im Lande z.B. gegen die geplanten Kraftwerke zu appelieren und sicherlich kann auch jeder selbst etwas tun. Sei es, den Rechner nachts auszuschalten, Sparlampen zu verwenden, die Fenster dicht zu machen usw. Denn auf Politiker kann man bei solchen Themen wohl nicht zählen.
Links zum Thema
Greenpeace-Meldung
Greenpease-Klima-Blog
oneclimate.net
oneworld.net
Foto von Passenger Faber
Tags: bali, klimakonferenz, trauerspiel, klimaschutz, braunkohle, deutschland, trauerspiel, trauerspiel