Vor einiger Zeit begab es sich, dass Brad Fitzpatrick müde wurde, sich mit seinen bisherigen Erfindungen wie Live Journal, memcached oder OpenID zu beschäftigen und dachte vermehrt über den Social Graph nach. Seine Gedanken hat er dann niedergeschrieben, was zu seinem vielbeachteten Paper „Thoughts on the Social Graph“ führte und auch mich bewog, mich dochmal mit XFN und all dem zu beschäftigen.
Worum es nämlich geht ist, dass viele soziale Netzwerke heutzutage schon Links zu Freunden oder anderen Sites von mir (und von euch auch!) mit entsprechend gekennzeichneten Links verbinden. Diese haben dann ein weiteres Attribut im Sourcecode wie z.B. rel=“me“ für eine weitere Seite von mir oder rel=“friend“ zu einem Freund von mir. Diese Auszeichnung bezeichnet man als XFN und gehört zur Familie der Microformats (denn diese Auszeichnung ist voll micro, ey!).
Mein XFN-Parser ist damals schnell an seine Grenzen gestossen, denn theoretisch braucht der gar nicht mehr aufhören und könnte sehr viele Seiten ziehen und auf weitere Links untersuchen, so dass ich mich dann von einem me/friend-Link zum nächsten hangele und somit meinen Social Graph erzeuge. Dies jedoch bedeutet viel Speicherplatz und einen Web-Spider.
Web-Spider erinnert einen an Google und das hat wohl auch Brad an Google erinnert und hat sich von denen einstellen lassen. Nun hat sich manch einer von Google einstellen lassen und entweder hört man von denen dann gar nichts mehr oder aber sie schreiben auf Ihren Blogs nur die ganze Zeit, wie toll es bei Google so ist.
Etwas anders bei Brad. Er hat an seinem Paper weitergearbeitet und eine Implementierung folgen lassen, die nun als „Social Graph API“ veröffentlicht worden ist. Und Brad erklärt auf englisch auch nochmal, worum es so geht:
Ein paar Beispielapplikationen gibt es auch schon, u.a. eine, die genau das macht, was mein experimenteller XFN-Verfolger auch gemacht hat, nämlich Verbindungen zu suchen. Und die eigentliche API-Dokumentation gibt es hier.
Ist das nicht schon die Lösung für Data Portability?
Das könnte man meinen, man fragt einfach Google. Es ist aber noch nicht die Lösung, wenn auch in dem Zusammenhang recht interessant. So kann man hiermit z.B. nur öffentliche Daten durchsuchen (und auch hier werden vielleicht schon einige meckern, denn sicherlich sind die Daten schon alle verfügbar aber eine solche Verknüpfung ist ja doch immer noch eine andere Dimension). Auch werden damit meine Anwendungsfälle, die ich vor einiger Zeit hier mal gepostet habe noch nicht wirklich gelöst.
Was also fehlt ist:
- eine Policy, was erlaubt ist und was nicht, wo man den User fragen muss etc. (daran arbeitet die Data Portability Policy Group)
- eine Möglichkeit, dass man seine Daten zentral verwalten kann und neue Services einfach nur noch dorthin weisen muss um meine Freund zu finden.
- eine eindeutigere Zuordnung der Personen. Ich bin manchmal MrTopf, manchmal TaoTakashi, mein flickr-Account kann auch wieder ganz anders heissen. Dies kann durch me-Tags sicherlich bedingt abgefangen werden ist aber nur ein Workaround.
- eine Möglichkeit für mich, „verdeckte“ soziale Netzwerke aufzubauen oder zu durchsuchen, also solche, die nicht mit öffentlichen Daten arbeiten sondern wo man meine Verbindungen nicht sofort einsehen kann.
und sicherlich noch vieles mehr.
Was bringt die API dann?
Es könnte einen Push von XFN bedeuten, denn nun hat man einen richtigen Nutzen, die Daten mit Microformats wie eben XFN zu markieren. Vor allem hat man mit der Power der Suchmaschine Google im Rücken ein recht gutes Tool an der Hand. Insgesamt kann es also die Idee von Data Portability weiterbringen.
Sicherlich hat Brad noch einiges vor und natürlich bleibt auch abzuwarten, was er denn macht, wenn dann Google und der Social Graph langweilig geworden sind.
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