Die Anfahrt
Alles startet bekanntlich mit der Anfahrt. Mit der deutschen Bahn also. 8:39, Aachen, Franz, Sohn und ich setzen uns in den ICE nach Köln. Keine 10 Minuten gefahren, kommt eine halbe Durchsage „Meine Damen und Herren, wir haben eine wichtige Mitteilung“. Dann bricht es ab und wir ahnen das schlimmste. Dann geht es irgendwann weiter mit der Meldung, dass dieser Zug leider einen Defekt hat und ausnahmsweise in Düren endet. Ein Ersatz-ICE stände bereit. Nun merken auch wir das gefährliche Ruckeln, das sicherlich auf einen Haarriss in der Achse hindeutet. Wir halten und schonmal fest.
10 Minuten weiter die nächste Durchsage: Wir fahren doch nach Köln durch, dort kommt der Ersatz-ICE zum Einsatz. Gut für uns, müssen wir doch eh dort umsteigen. Auch die Achse hält noch bis Köln.
Der Rest ist Standard-Bahnfahrt, 10 Minuten Verspätung des 2. ICEs bedeutet Verpassen des 3. ICEs und damit Fahrt in einem IC und einer Verspätung von 30 Minuten.
Dann fahren wir zu Otto und dort baut der Franz auf (ganz alleine natürlich), während ich auf das WLAN warte und die Schnittchen aufesse (ein Vorgeschmack auf das, was die nächsten beide Tage kommt). Location wir ihr sicher auch bemerkt habt, war supi :-)
Das Barcamp
Das Wichtigste zunächst: Das Essen. Gut war’s auch wenn ich natürlich eine Am-Platz-Bestellung in den Sessions vermisst habe (und den Kaviar). Verhungert wird wohl keiner sein :-) Ich persönlich habe nur leider ein Problem mit dem kaum bekannten Wort „Zurückhaltung“. Das nächste Barcamp kann das aber sicher noch mit einer Wellness-Ecke toppen (und iPods/iPhones als Willkommensgeschenk).
Viele neue Leute gab es diesmal auch, die wissenschaftlichen Barcamp-Mitarbeiter sprachen von 2/3 neuen Leuten, was ja nicht schlecht ist. Ein paar von denen scheine ich sogar kennengelernt zu haben :-)
Von den Sessions muss ich leider sagen, dass mich nicht so viele interessiert haben oder dass ich natürlich diejenigen verpasst habe, die es getan hätten ;-) Dafür habe ich aber die Retouren-Abteilung und das Foto-Studio von Otto besichtigt, was sehr interessant war (mehr dazu demnächst).
Ich habe auch versucht, ein paar technischere Sessions zu den aktuell diskutierten Protokollen und Problemen des Open Web anzubringen, aber nur mit mässigem Erfolg. Deutschland scheint da leider noch nicht so weit zu sein. Wobei ich mich aber frage, ob das vielleicht auch daran liegen könnte, dass die Leute, die sich auskennen, nicht auf Barcamps sind. Allerdings muss ich Qype hier ausschliessen, denn Florian von Qype sprach mich noch auf OAuth an und sie sind wohl dabei, das für ihre API zu nutzen. Sehr cool!
Interessant wäre, ob ein Themenbarcamp (die ich glaube ich eh lieber mag, da sie mehr in die Tiefe gehen) zu dem Thema etwas bringen würde. Mein Ziel, mit ein paar interessierten Leuten ein neues Protokoll anzudenken, mit dem sich die eigenen Daten kontrolliert von Service A zu B zu C verteilen lassen, wurde leider nicht erfüllt. Interessant waren aber dennoch ein paar Diskussionen, z.B. mit Heiner Wolf von weblin über deren Architektur und deren Nutzung von XMPP. Dies lässt sich vielleicht generell auf Information-Updates anwenden. Was aber auch hier gebraucht wird, ist mehr Diskussion. Und zwar auf englisch und in den Communities rund um OpenID, OAuth, DiSo usw. die sich mit dem Thema eh beschäftigen.
Ich war dann auch noch in einer Session über die Zukunft des Web, aber auch hier waren Projekte wie DiSo, DataPortability usw. glaub ich nicht so bekannt und es war auch mehr eine Diskussion über die eigene Privatsphäre und wie sie sich mehr und mehr auflöst. Leider hat sich anscheinend jeder damit abgefunden, dass dies passiert und einen wirklich Willen, dies zu ändern, konnte man nicht so recht erkennen. Es gab wohl später noch eine Session zu Privacy, aber da war ich schon unterwegs. Ich hoffe, jemand kann noch berichten!
Dazu sei noch zu sagen, dass wir im DataPortability Project gerade eine Taskforce dazu gegründet haben, die erforschen soll, wie man EULAs so ändern kann, dass die den User und nicht den Service im Mittelpunkt haben, vor allem, was die Nutzung von Daten betrifft.
Ansonsten habe ich noch eine Session zum Open Grid Protocol (da waren sogar einige und wir haben auch gut diskutiert) und zu Plone gehalten.
Eine Session (nämlich die über Scrum) habe ich auch aufgenommen und die wird hoffentlich bald als Podcast erscheinen.
Das Highlight des Barcamps habe ich wohl auch verpasst, nämlich die Marketing-Demo des G1 der Telekom, die in der Twitter/Blogosphäre wohl recht gut dokumentiert ist. Daran sieht man wohl gut, wie man es nicht machen sollte.
Andererseits habe ich auf dem Barcamp von den APIs der Telekom erfahren, was ja wieder etwas wäre, was ich nicht erwartet hätte. Die Telekom hinterlässt also ein gemischtes Bild.
Die Rückfahrt
Die Hinfahrt mit der Bahn war ja nicht wirklich so schlecht (30 Minuten nur zu spät), daher hat man sich für die Rückfahrt noch etwas aufgespart. Allerdings muss man sagen, so richtig zu spät kamen wir auch da nicht. Aber lustig war’s. Zunächst mal kam der IC aus Hamburg zu spät in Düsseldorf an, so dass unser Anschluss-RE weg war. Wir sind dann erstmal einkaufen. Mit fiel dann auf, dass ein RE Verspätung hatte und gerade einfuhr, Franz war aber noch beim McDonalds beschäftigt. Ich schonmal raus, gucken, Franz mich ungesehen überholt, er sass im Zug, ich nicht. Doof.
Aber auf die Bahn ist Verlass, 10 Minuten später kam die Bahn zurück, um mich aufzusammeln. Grund: Weichenstörung.
20 Minuten zu spät dann in Aachen und todmüde ins Bett!
Alle weiteren Berichte findet ihr hier (sind das wirklich alle?) oder alle Tweets hier.
Fazit
Das Orga-Team hat hervorragende Arbeit geleistet.
Hier mal die Pluspunkte:
- Örtlichkeit war super
- Otto schien sehr offen (und deren Führungen interessant)
- Verpflegung gab es mehr als genug
- Platz gab es mehr als genug
- Beamer mit Sessionplanung und Twitterfeeds gab es mehr als genug
- WLan war super, so muss es immer sein. Ich konnte sogar streamen!
Was eine gute Idee war, aber leider (zumindest für mich) nicht so gut funktionierte, waren die Aufkleber mit unseren Daten (Foto hat ja leider nicht so funktioniert), die wir uns gegenseitig in Otto-Hefte kleben sollten. Leider hatte ich meine meist in der Tasche und wahrscheinlich finde ich die Aufkleber von anderen auch nicht unbedingt wieder, wenn ich sie brauche. Aber vielleicht kann man das weiterentwickeln, wie wäre es z.B. mit RFID-Tags? ;-)
Evtl. sollte man Barcamps aber auch personell beschränken (London hat ja soweit ich weiss eine Grenze von 200 Personen), dann hat man glaube ich eher eine Chance, auch mal neue Leute kennenzulernen oder Gespräche zu vertiefen.
Was ich mir persönlich halt
mehr wünschen würde (aber da kann die Orga nix für), wären mehr technischere Sessions, die Dinge, die gerade international entwickelt und durchdacht werden, weiterführen. Auch so, dass die internationale Gemeinschaft was davon merkt ;-)
Auch fände ich es schön, wenn so ein Barcamp-Tag nicht um 20 Uhr vorbei wäre, sondern Sessions rund um die Uhr stattfinden könnten, so dass sich spontan neue Sessions ergeben könnten und man Gedanken vertiefen könnte. Es bleibt aber die Frage, wie man solche neuen Sessions am besten ankündigt.
Aber insgesamt war es doch ein schönes Barcamp und auch schön, mal wieder neue Leute kennengelernt und viele Bekannte wiedergetroffen zu haben.
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