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Nach dem Facebook-Skandal: Wem gehören unsere Daten?

Now that Facebook changes their TOS back to the old version it’s time to think about how this problem with „ownership“ can actually be solved. This is what I am trying to think about here. English thoughts about this will come soon.

Herr Zuckerberg von Facebook hat ja nun inzwischen zurückgerudert und die AGBs sind wieder auf dem Stand von for dem 4. Februar. D.h. wenn man seine Daten bei Facebook löscht, so erlischt auch das Nutzungsrecht an diesen Daten (dies aber bleibt in der Form bestehen wie es schon immer war).

Weiterhin erklärt er, dass das mit der Idee des Besitzes der Daten nicht so eine einfache Sache sei, denn wem bitteschön gehört denn eine E-Mail, die ich an eine andere Person schicke? Aus dem Bauch heraus wird mal wohl denken, dass die E-Mail, die bei mir dann ankommt auch mir gehört (jetzt mal alle legalen Aspekte beiseite gelassen).

Aber da dies für Mail gilt, heisst das auch, dass es für alle Daten gelten muss? Ich denke nicht. Wie auch Erick Schonfeld bei TechCrunch anmerkt, sollte ich schon ein Foto von einem Service wieder löschen können, wenn es mir nicht mehr gefällt. Und normalerweise geht das ja auch. Bei E-Mail geht das normalerweise nicht.

D.h. aber auch, dass es einfach verschiedene Kategorien gibt, bei denen ich verschiedene Annahmen habe. Wenn ich meinen Account auf einem Service lösche, dann würde ich vielleicht auch nicht davon ausgehen, dass Messages, die ich direkt, persönlich an eine andere Person geschickt habe, gelöscht werden. Vielleicht gilt das auch für Diskussionsgruppen/Mailinglisten usw. Bei Fotos/Videos usw. würde ich aber vielleicht schon lieber die Wahl haben, ob sie dort bleiben sollen oder nicht (und vielleicht will ich sie später doch löschen).

Lizenzfrage

Die Frage ist nun, wie man diese Kategorien genauer spezifizieren kann. Dies ginge ja wirklich in Form von „Lizenzen“, die man (also nicht der Service) an Daten anhängt. So könnte ich ja z.B. bei E-Mails dem Empfänger (aber nicht dem Service!) ein unbegrenztes Nutzungsrecht einräumen, bei Bildern aber z.B. nicht, es sei denn ich stimme dem explizit zu. Schwierig wird es natürlich trotzdem, wenn ich z.B. ein Bild an eine Message anhänge. Per normaler E-Mail kann ich das Bild natürlich eh nicht remote löschen, bei einem System wie Facebook wäre dies technisch aber machbar. Trotzdem wäre hier der Unterschied der, nur einen Link zu schicken oder die ganze Datei. Bei letzterem könnte man davon ausgehen, dem Empfänger dieses Nutzungsrecht einzuräumen.

Problematischer wird es mit Diskussionsforen/Mailinglisten usw. Bei Mailinglisten im klassischen Sinne hat man natürlich wieder das technische Problem, dass man remote nichts löschen kann, d.h. auch hier geht man ja gemeinhin davon aus, dass man keine Kontrolle mehr hat. Dasselbe könnte man auch einfach auf neuere Arten der Gruppenkommunikation übertragen. Auch hier könnte also der Unterschied darin bestehen, nur einen Link oder die ganze Datei anzuhängen. Wenn dies entsprechend kenntlich gemacht wird, sollte auch jeder wissen, woran er ist.

Das alles lässt natürlich aussen vor, dass sich sowieso jeder die Datei kopieren kann. Damit aber muss man wohl leben und sich der Risiken bewusst sein, die es mit sich bringt, seine Daten bei anderen Leuten abzulegen.

Generell aber wäre die Idee, dass der Benutzer seinen Daten Nutzungsbedingungen mitgeben kann, wobei diese in einer für Normalsterbliche verständlichen Form angezeigt werden müssen. Eine Art Iconset käme z.B. in Frage.

Datenwanderung

Nun ist das eigentliche Ziel ja, nicht ein grosses soziales Netzwerk zu haben, wo alle sind, sondern viele kleinere Services, die man möglichst ohne Registrierung, Freund-wiederfinden usw. nutzen kann. Diese Services müssen aber evtl. auch Zugriff die eigenen Daten haben und auch hier will man natürlich sichergehen (soweit technisch möglich), dass die genannten Lizenzen erhalten bleiben. Und auch wenn z.B. ein Bild von Service A nach Service B wechselt (wobei auch wieder die Frage ist, ob hier nur ein Link oder die kompletten Daten kopiert werden), dann will ich ja auch, dass die Zugriffsrechte und Nutzungsbedingungen mit transferiert werden.

Was also benötigt wird ist eine Art Metadata-Format für solche Nutzungsbedingungen, die von Service zu Service weitergegeben werden. Dies ginge aber natürlich nur bei solchen Services, die dieses Format dann auch unterstützen (und natürlich ernst nehmen).

Facebook und die Kompliziertheit der Welt

Noch eine Anmerkung zu Facebook: Es scheint so, dass immer, wenn ein solches Problem auftritt, man auf die Komplexität des Problems verweist und dass sich bislang ja noch niemand darüber Gedanken gemacht hat. So war es z.B. auch als sie damals bei Robert Scoble den Account gesperrt haben, da er die E-Mail-Adressen seiner Facebook-Kontakte per Plaxo Pulse in sein Outlook-Adressbuch kopiert hat. Auch damals war davon die Rede, wie kompliziert das doch sei mit den Rechten an den Daten.

Das mag natürlich stimmen, aber es stimmt auch, dass Facebook nichts unternimmt, um dieses Problem näher zu untersuchen und es den Benutzern zu ermöglichen, mehr Kontrolle und Rechte an ihren Daten zu behalten. So wurde Facebook damals von vielen Seiten (u.a. der DataPortability-Gruppe) eingeladen, über diese Probleme zu diskutieren, jedoch ohne Erfolg. Und hier sind wir etwas über 1 Jahr später und hören die gleiche Leier.

Gerade als größtes soziales Netzwerk sollte man sich schon über solche Dinge mehr Gedanken machen und versuchen, Lösungen zu finden, die allen gerecht werden. So sieht es leider nur nach einer billigen Entschuldigung aus.

PS

Bei Phoenix sehe ich geraede noch diese Passage:

…waren sich die UserInnen auch bisher darüber im Klaren, dass sie für die Nutzung von Facebook einige persönliche Daten preisgeben, und daraufhin auf sie zugeschnittene Werbung zu Gesicht bekommen werden.

Ehrlich gesagt, wäre ich mir da nicht so sicher. Auch heisst es dort:

…aber immerhin zeigt die Geschichte eines: Verbraucherinnen und Verbraucher legen Wert auf digitalen Verbraucherschutz, und sie sind sensibler, als die meisten Unternehmen annehmen.

Dass sie sensibler sind, mag sein. Aber ich glaube, dass viele Nutzer das Problem gar nicht wirklich verstanden haben, sondern davon ausgegangen sind, dass sie bislang überhaupt keine Nutzungsrechte einräumen. Dem war ja eben nicht so. Zumindest hat man dies auch aus dem ein oder anderen Blog so herauslesen können. Generell denke ich auch mal, dass nur ein verschwindend geringer Teil der Nutzer die AGBs überhaupt gelesen haben, auch da diese ja nicht so einfach zu verdauen sind.

Nicht ohne Grund setzt sich ja eben die EULA/TOS-Taskforce des DataPortability-Projekts für eine einfachere Darstellung der Regelungen z.B. in Form von Icons a la Creative Commons ein.

Disclaimer: Ich bin Mitglied der Steering-Group des DataPortability Projekts, jedoch sind ist die oben genannte Meinung meine persönliche und muss nicht unbedingt die offizielle Meinung von DPP wiederspiegeln.

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