BP ist sicherlich im Moment nicht in der besten Lage, was das Ölleck im Golf und damit auch das eigene Image (und das der ganzen Industrie) betrifft. Während man daher das Leck selbst mehr oder minder erfolgreich bekämpft, ist man auch auf im PR-Bereich aktiv und das gleich auf mehreren Fronten.
So hat man zunächst die Größe des Lecks heruntergespielt, nannte Zahlen von 1000 Barrels pro Tag, was man später auf 5000 korrigieren musste und was augenscheinlich ebenfalls falsch war, wenn man nun pro Tag 15.000 Barrels (2,4 Millionen Liter) zutage fördert. Schätzungen, was nun wirklich insgesamt aus der Quelle kommt, variieren stark, aber 25.000 mögen es dann doch sein (ca. 4 Millionen Liter). Hier ist eine geringere Zahl natürlich nicht nur für die PR wichtig, sondern eventuell später auch für Schadensersatzklagen.
Ein weiterer Ansatz ist die Transparenz, wobei diese aber BP eher von der Regierung aufgezwungen worden ist, denn den Live-Stream des Lecks hat man natürlich nicht aus freien Stücken auf die Website gestellt. Da dies aber nun eh geschehen ist, macht man das Beste draus und tut so, als würde man dies eben freiwillig tun, um zu zeigen, dass man auch nichts herunterspielt und ganz genau informiert.
Dies stimmt allerdings nur in Grenzen. Denn während es sicherlich informative Technical Briefing von Kent Wells gibt, so gibt es auf dem eigens dafür eingerichteten Bereich der Website auch viele reine PR-Filmchen zu sehen („we have a can-do-atmosphere here!“, „We will not leave before this well is under control“). Ausserdem fehlen natürlich auch viele Details zu den Aktionen, die in den Live-Feeds zu sehen sind, genauso wie die meisten Erbnisse der durchgeführten Messungen, die im Moment auch noch anhalten. Diese sind am ehesten noch auf der Website des Energieministeriums zu finden, die dies unter ihrer Open Data-Initiative ansiedeln.
Zudem gibt es noch einen aktuellen und vielleicht etwas zynischen PR-Coup, bei dem man die Gewinne, die sich aus dem abgesaugten Öl ergeben, einem Wildlife-Fund zugute kommen lassen will, der die Tierwelt am Golf wieder aufpäppeln soll.
Doch ganz beliebt sind diese PR-Aktivitäten nicht, denn laut CBS ist Obama not so amused:
„What I don’t wanna hear is when they’re spending that kind of money on their shareholders and spending that kind of money on TV advertising that they’re nickel and diming fisherman,“ Mr. Obama said.
Der offene Brief an BP
Und da wären wir auch schon bei der US-Regierung, denn auch die steht natürlich unter Druck und Obamas Umfragewerte sind in diesem Bereich nicht gerade rosig. So verwundert es nicht, dass man versucht, ebenfalls mit ein bisschen PR nachzuhelfen.
Dazu gehört meiner Meinung nach auch das Ultimatum, von dem man hier und da in den Medien gehört hat, leider wie üblich ohne irgendwelche Quellenangaben.
Und zwar geht es um einen Brief von Rear Admiral James A. Watson, Federal On-Scene Coordinator der U.S. Coast Guard, den er am 8. Juni an Doug Suttles, dem COO von BP, geschickt hat (hier der Brief als PDF).
Dort steht u.a.:
Now that the so-called “top hat” containment system has begun to capture and recover some of the oil escaping from the wellhead, it is imperative that you put equipment, systems and processes in place to ensure that the remaining oil and gas flowing can be recovered, taking into account safety, environmental and meteorological factors.
Ausserdem wird gefordert, dass ein Konzept dafür in 72 Stunden geliefert werden soll:
BP shall provide the plans for these parallel, continuous, and contingency collection processes, including an implementation timeline, within 72 hours of receiving this letter. Current collection efforts may not be interrupted to implement these plans.
Das aber ist reine PR, denn diese Konzepte liegen schon längst auf dem Tisch, oder genauer sind auf der BP-Website zu finden und wurde von Kent Wells auch schon Ende Mai beschrieben.
Und es ist nicht der einzige Brief, der öffentlich gemacht wurde. Admiral Thad Allen, National Incident Commander, hat nun ebenfalls einen auf den 8. Juni datierten Brief (PDF) an den CEO von BP veröffentlicht. Dort geht es aber mehr um den Prozess der Entschädigungszahlungen und dem Bedarf nach genaueren Informationen, wie schnell und unproblematisch BP diese Zahlungen leistet.
Und was passiert hinter der PR?
Die Wahrheit ist ja nun wohl, dass uns dieses Ölleck noch längere Zeit beschäftigen wird. Ein weiterer Absaugmechanismus wird im Moment installiert und eine angeblich komplett abdichtende Variante mit eingebautem Hurrikan-Schutz soll Ende Juni fertig sein. Schlussendlich sollen dann im August die Entlastungsbohrungen fertig sein, mit der das Leck hoffentlich endgültig gestopft werden kann.
Es braucht also alles Zeit und je mehr Zeit vergeht, desto unruhiger werden die Menschen natürlich.
Manch einer schlägt da vor, noch mehr internationale Hilfe anzufordern, wobei aber laut Admiral Allen schon diverse Firmen und auch Konkurrenten von BP daran beteiligt sind, eine Lösung zu finden. Und sicherlich müssen auch neue Ideen erst einmal geprüft werden und die Umsetzung wird zudem auch nicht von heute auf morgen passieren können.
Vielleicht also bleibt dann doch nur PR. Nur richtig muss sie gemacht werden, meint Mike Sitrick und bei CNBC kann man Vorschläge für beide Seiten nachlesen, wie das denn auszusehen hat.
Aber heute laufen zumindest erstmal die 72 Stunden des Ultimatums von Admiral Watson ab und wir werden sehen, ob es denn nun neue Konzepte zur Eindämmung geben wird.