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Die EuroPython Konferenz

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Jedes Jahr zu Beginn des Sommer treffen sich um die 300 Python-Interessierte in wechselnden Städten, um sich über die Scripting-Sprache Python auszutauschen. In diesem 6. Jahr der EuroPython war Vilnius in Litauen dran und ich war natürlich dort (vormals fand sie 2 Jahre in Charleroi, 2 Jahre in Göteborg und 1 Jahr am CERN in Genf statt).

Vilnius ist eine recht nette kleine Stadt, zumindest kommt sie einem eher klein und überschaubar vor, hat aber dennoch wohl 600.000 Einwohner. Und die Stadt ändert sich wohl in einem rasanten Tempo, wie ein Second Life-Bekannter, der dort lebt (und den wir trafen), mir sagte. Man sieht es auch, es wird viel gebaut, renoviert und auf „westlich“ getrimmt. So war die Hauptstrasse, an der unser Hotel stand, komplett neu und es sah auch irgendwie fast ein bisschen unwirklich aus ;-)

Auch schön war, dass zumindest die jüngeren Einwohner dort alle gut englisch sprachen. Man kommt also gut über die Runden. Falls man dort hinfahren will, hier noch die Details: Taxi besser per Telefon bestellen, kostet weniger, 1 Euro entspricht ca. 3,4 Litas, Strom und Steckdosen sind wie bei uns. Muss man mehr wissen? ;-)

Dann aber mal zur Konferenz. Einiges gab es dort zu sehen und zu erfahren, was ich hier kurz aufzählen will. Es mag an mancher Stelle ein bisschen technisch werden, aber wem das nichts sagt, einfach überlesen :-)

Web 2.0

Python ist wohl nicht so als die Sprache bekannt, mit der man Web2.0-Anwendungen implementiert und auch die Community scheint nicht ganz so 100% web2.0-affin zu sein. Dennoch eignet sich Python und wird auch eingesetzt. Jüngstes Beispiel ist ja Pownce, welches in Django, einem Web-Framework für Python geschrieben wurde (Simon Willison, ein Mitbegründer von Django war auch vor Ort und hat eine Keynote gegeben, mehr dazu später). Außerdem traf ich auf Andy Smith, der für Jaiku (einem ähnlichen Dienst wie Pownce oder Twitter) arbeitet und mir erzählte, dass auch dort im Backend Python aktiv sei (in Form der Netzwerklibrary Twisted). Es gibt wohl auch Pläne, das Frontend durch eine Django-Implementierung zu ersetzen. Wir haben auch ein bisschen über die Performancevorteile von Python gegenüber Ruby diskutiert (denn Twitter, das in Ruby implementiert wurde, hat ja definitiv ein paar Load-Probleme gehabt), aber dazu kenne ich nun Ruby zu wenig, um das hier definitiv darlegen zu können ;-) Ich hätte mir allerdings einen Lightning-Talk von ihm zum Thema „wie sieht das Jaiku-Setup aus“ gewünscht.

Er erzählte mir weiterhin, dass er früher für Flock gearbeitet hat, dem Web-Browser, der das social web sozusagen schon direkt implementiert hat. Dies hat mich bewogen, Flock doch noch einmal auszuprobieren und ich muß sagen, dass sich da einiges getan hat und er mir doch recht gut gefällt. Schreibe z.B. gerade diesen Blogeintrag damit.

Auch habe ich bei diesen Gesprächen zum ersten Mal von NGINX gehört, einem High-Performance-Webserver, den Jaiku, aber auch andere einsetzen und in der Tat hat Jodok Batlogg von Lovely Systems (mit denen zusammen wir den Lovely Books Store in Second Life implementieren) einen Vortrag über deren Setup mit NGINX, Varnish, memcached und anderem gehalten. Ein Video davon habe ich, wird demnächst veröffentlicht.

Open ID

Im Web2.0 angesiedelt, macht Open ID mehr und mehr von sich reden und daher gab es dieses Jahr auch eine Keynote zum Thema, gehalten von Simon Willison, der nicht nur Django macht, sondern eben auch ein Open ID-Experte ist. Das Video der Keynote bearbeite ich gerade und es wird dann bald auf COM.lounge TV und hier veröffentlicht. Die Keynote gefiel mir sehr gut, hat vielleicht ein bisschen schnell gesprochen, aber Open ID und die ganzen Einsatzmöglichkeiten sehr gut erklärt. Er schloss mit einem Aufruf an die ganzen Webframeworks/Portale etc. Open ID-Support zu implementieren.Weitere Informationen zu Open ID findet ihr z.B. bei openidenabled.com (hey, einer Plone-Site :-).

MySQL

David Axmark von MySQL war vor Ort. Er hat die zweite Keynote gehalten und ausserdem einen Vortrag zur MySQL-Optimierung (den ich ebenfalls gefilmt habe und der demnächst veröffentlicht wird). Die Keynote handelte mehr davon, wie MySQL entstand, was man als junge Firma besser macht oder auch nicht und all solche Dinge. War jetzt IMHO nicht ganz so spannend, aber trotzdem interessant, ein paar Details über MySQL zu erfahren. Der Optimierungsvortrag dagegen kann recht brauchbar sein, wenn man denn mal eine MySQL-Datenbank vor der Nase hat.

Python 3000

Oder auch Python3.0. Dies war das Thema der Keynote von Guide van Rossum, dem Python-Erfinder. Python 3000 ist die nächste grosse Version und nicht kompatibel zur Version 2.0, denn Guido will einige „Jugendsünden“ aus er Sprache entfernen bzw. ändern, um einen gewissen Ballast loszuwerden. Zudem soll die Standard-Library aufgeräumt und umstrukturiert werden, da auch diese über die Jahre recht wild gewachsen ist. Reichte  es zu Beginn von Python noch aus, ein guter Freund von Guido zu sein, um seine Library in die Standard-Library zu bekommen, so hat sich das inzwischen geändert. So macht es z.B. keinen Sinn, Libraries aufzunehmen, die einen viel schnelleren Entwicklungszyklus haben als Python selbst, denn die mitgelieferte Version wäre dann nie aktuell. Weiterhin sollen Libraries zu sinnvollen Paketen zusammengestellt werden.

GStreamer / Flumotion

Einen weiteren guten Vortrag, den ich hörte, hat Thomas vander Stichele gehalten. Er ist Mitentwickler von GStreamer, dem Multimedia-Framework für GNOME, arbeitet bei Fluendo, wo er Flumotion mitentwickelt. Flumotion ist eine Streaming-Server-Architektur, die mir recht flexibel vorkam. So können im Prinzip alle Komponenten (Capture-Device, Filter, Broadcaster usw.) alle im Netz verteilt arbeiten, wobei sie durch einen Manager-Prozess, der sich ebenfalls remote verbindet gesteuert werden können. Ein Video dazu gibt es hoffentlich auch bald. Noch sagen sollte ich, dass Flumotion unter der GPL veröffentlicht und in Python implementiert wurde.

Tux Droid

Tux DroidEin Video dazu habe ich ja schon gepostet und es kommt auch demnächst noch das komplette Videos des Vortrags. Dieser kleine Robot hat mir auf jeden Fall sehr gut gefallen und bestellt ist auch schon einer. Wenn ihr mehr darüber erfahren wollte, dann schaut auf der Homepage. Er kostet 79 Euro, kann kabellos Musik streamen, sich drehen, Flügel bewegen, Augen und Mund bewegen, Text per Text2Speech ausgeben und kann ausserdem an die Stereoanlage angeschlossen werden. Zudem ist er frei programmierbar.

Ubuntu/Canonical

Gustavo NiemeyerAuch sie waren gross vertreten, denn Mark Shuttleworh, der Ubuntu-Begründer, ist ja ein großer Python-Fan ist (und z.B. die Keynote im Jahre 2004 gehalten hat, die wie ich fand einer der besten war.) Und aus dem Ubuntu-Umfeld kommen daher auch einige Projekte, wie das Source-Code-Versioning-System Bazaar (Robin Collins war vor Ort) oder dem Object-Relational-Mapper für Python „Storm“ (Gustavo Niemeyer war ebenfalls vor Ort). Letzteres hatte ja gerade ein bisschen Presse dadurch, dass Canonical sich entschlossen hat, das Projekt Open Source zu machen (Slashdot-Artikel hier)

Die Sprints


Nach einer Konferenz geht es dann normalerweise ans Sprinten. 3 Tage sitzen meist um die 50-100 Leute noch zusammen und programmieren an ihren Projekten. Für viele ist es meist einer der wenigen Anlässe, sich einmal persönlich zu treffen und daher sind solche Programmiersitzungen auch immer recht produktiv. Und auch um in bestimmte Projekte einzusteigen, sind diese Treffen sehr hilfreich. So habe ich mich z.B. zu den Storm-Leuten dazugesetzt und so ein bisschen mehr über das Projekt erfahren.

Weiteres

Naja, es gab natürlich noch vieeeel mehr. Es gab wieder ein Conference Dinner, was mal wieder sehr nett war (jedoch war das allererste dieser Art in Göteborg in der alten Oper immernoch das beste). Das erste was passierte war, dass wir einen großen Rotweinfleck auf dem Tisch hatten (ich war’s aber nicht ;-).

Und Google war natürlich auch wieder präsent, denn Python wird bei Google recht viel eingesetzt und nicht um sonst arbeitet der Python-Erfinder Guido van Rossum ja bei Google. Allerdings gab es wohl diesmal keine T-Shirts für alle, man wird also anscheinend knauseriger… Dafür ging allerdings das Bier am ersten Abend auf Google.

Was im übrigen gar nichts mit der EuroPython zu tun hatte war ein Treffen mit einem Second Life-Bekannten, den ich kurz vorher kennengelernt hatte und der zufälligerweise in Vilnius wohnt. Es handelt sich um Robbie Kiama und er ist der Entwickler des Second Life-Shopping-HUD MetaMart. Das war mal wieder sehr nett und es zeigt doch, dass sich soziale Netzwerke auszahlen :-)

Ansonsten kommen demnächst noch hoffentlich viele Videos zum Thema ins Web, sobald ich die mal alle digitalisiert und geschnitten habe (und gerendert, was am längsten zu dauern scheint). Dies wird dann natürlich auch hier angekündigt werden.

Alles in allem also eine sehr gelungene Konferenz, bei der man viele alte aber auch viele neue Gesichter gesehen hat. Freue mich schon auf nächstes Jahr, das zweite Jahr in Vilnius.

Und hier noch ein paar Bilder:


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