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Was der Focus so falsch versteht

Im Focus Nr. 26 vom 25.6.2007 gab es ja ein hier und da kommentiertes Statement von Philip Rosedale zu lesen, in dem er in einem Interview (angeblich) folgendes sagt:

„… Beispielsweise kann jeder Besitzer einer virtuellen Insel Besucher von seinem Grundstück verbannen. Dazu wollen wir ein Filtersystem in unsere Software integrieren. Damit soll jede reale Regierung regeln können, welchen Gesetzen ihre Bürger in „Second Life“ unteliegen. So könnte beispielsweise Deutschland festlegen, nur Nutzern ab 18 Jahren den Zugang zu gewähren. Wann es so weit ist, kann ich allerdings noch nicht sagen.“

Dies hört sich nach einer sehr weitgehenden Einschränkung von Second Life an, von der auch unklar ist, wie sie eigentlich funktionieren soll. Es geht vor allem über das bislang öffentliche Thema der Altersverifizierung hinaus (zur Erinnerung: Bei der Altersverifikation, die freiwillig ist, geht es darum, sein Alter z.B. per Personalausweisnummer zu verifizieren, um dann Zugang zu SL-Landparzellen zu haben, die als „nur für Erwachsene“ markiert wurden).

Als ich dies las hatte ich gleich meine Zweifel, ob denn das so stimmen könnte, denn auf dem Linden Lab-Blog oder in Sprechstunden war von diesen Dingen bislang nichts zu hören, obwohl natürlich internationale Rechtsprobleme schon aufkamen.

Bevor ich das poste, dachte ich, frage ich also mal nach und siehe da, der Focus hat es wohl falsch verstanden. Laut Robin Harper hat Philip Rosedale hier nur von der Altersverifikation gesprochen. D.h. reale Regierungen können erst einmal gar nichts selbst regeln (sie würden das wohl auch kaum tun, sie geben ja nur die Gesetze aus und erwarten dann, dass man sich daran hält. Im virtuellen Umfeld mit einer Prise Internationalität dazu scheint es aber so klare Richtlinien leider noch gar nicht zu geben).

Die Frage ist nun, wie denn der Focus auf diese Aussage kommt? Verstehen sie dort schlecht englisch? Haben sie zu wenig Ahnung über die aktuell in Second Life geführten Diskussionen? Mir scheint es ein Mix von beidem zu sein, was aber leider gar nichts entschuldigt. Ich erwarte von Journalisten, dass sie sich kundig machen und in diesem Falle vielleicht sogar den Originalwortlaut des Interviews abdrucken oder verlinken.

Gute Berichterstattung ist leider also noch immer Mangelware und für fundierte Informationen im Bereich Internet sind wohl doch immer noch Blogs die beste Quelle.

(Erwähnen sollte ich auch noch, dass das Interview auf der Titelseite mit „Sex & Visionen“ angeteasert wird, obwohl es in dem Interview gar nicht um Sex geht. Sex dagegen ist in dem danebengestellten Bild zu sehen, nämlich eines mit einem Ageplay-Motiv mit dem Untertitel „Kinderpornos in Second Life entfachten einen weltweiten Skandal“. In der Tat war das allerdings so weltweit gar nicht).

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