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Google als Datenschmarotzer?

Letzten Freitag saß ich ja auf einem Podium der Friedrich-Ebert-Stiftung zum Thema Netzneutralität, auf das ich hoffentlich bald nochmal ausführlicher eingehen werde. Eine Sache jedoch will ich hier direkt einmal ansprechen, nämlich die Beschwerde der Provider, dass ja das ach so böse Google auf unseren gut ausgebauten Netzen ein Datenschmarotzertum betreiben würde.

So nämlich ein Vertreter des VATM (Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten, deren Website im übrigen auch nur mit www. davor funktioniert), der sich zum Schluss der Veranstaltung noch aus dem Publikum meldete. Er monierte, dass Google ja für Traffic an ihren Provider gar nicht soviel zahlen würde, wie man vielleicht annehmen könnte. Hierzulande sorgten sie aber dank YouTube usw. für einen Großteil des Traffics auf deutschen Netzen sorgen würden. Und das ginge ja nicht, da müsse Google zur Kasse gebeten werden!

Mal abgesehen davon, dass ich nicht glaube, dass Google so wenig an ihre Provider zahlen (schliesslich investieren die ja sogar in eigene Infrastruktur, nehmen also vielleicht sogar hiesigen ISPs die Arbeit ab), hört sich das fast so an, als würde Google ungefragt Datenpakete in unsere Richtung losschicken und wir hätten dann mit der Last zu kämpfen. Aber so ist es ja nicht, denn schliesslich sind es doch die Kunden genau jener Internetanbieter, die diese Daten anfordern. Wundert man sich nun etwa, dass die Kunden die Bandbreiten, die sie eingekauft haben, wirklich ausnutzen?

Was viele nicht wissen: Google hat keinen einzigen deutschen ISP gezwungen, höhere Bandbreiten anzubieten, noch haben sie je gesagt, dass der Preis so niedrig sein muss, wie er ist. Das einzige, was sie getan haben, ist einen guten Dienst anzubieten (oder im Falle YouTube einzukaufen).

Denn was wäre, wenn es nicht ein YouTube gäbe, sondern 1000 (oder 100.000) und sich diese den Traffic gleichmässig teilen würden? Dann wären die deutschen Netze wohl genauso ausgelastet, nur gäbe es dann keinen, der schuld wäre.

Wie will man eigentlich abrechnen?

Hinzu kommt die Frage, wie denn die Abrechnung eigentlich funktionieren soll, denn selbst Hans Höchstetter von NetCologne (auch auf dem Podium) sah eine netzübergreifende Abrechnung als eher illusorisch an.

Wenn überhaupt, dann haben doch wohl nur die wirklich grossen Provider wie die Telekom da eine Chance, mit Google handelseinig zu werden. Insofern sehe ich es sogar als gefährlich für die ISPs an, sollte Telekom da einen Deal machen, denn diese hätte dann eine neue Einkommensquelle, die kleinen Provider aber nicht – das Ungleichgewicht würde auch dort wachsen.

Im übrigen ist ja die Frage, wieso der Preiskampf im DSL-Bereich immer noch weitergeht, Puffer scheint wohl noch genügend vorhanden zu sein.

Fazit

Es ist schon interessant, wie deutsche Provider (und anscheinend nicht nur die grossen) versuchen, mit etwas hanebüchenen Argumentationen Geld auch aus den Diensteanbietern zu quetschen, die gar nicht direkt an sie angeschlossen sind. Und das nur, weil man sich selbst die Preise kaputtgemacht hat.

Wer dem Kunden eine gewisse Bandbreite anbietet, sollte sich auch nicht wundern, wenn der Kunde diese ausnutzt. Das ist man aber selbst schuld, nicht etwa Google oder andere grosse Anbieter.

Gerade die Art und Weise, wie man im Internet bezahlt, hat all diese Innovationen wie YouTube und co. hervorgebracht. Hätten Dienstanbieter von Beginn an auch noch an alle ISPs zahlen müssen (derzeit 32.000 oder so), keiner von diesen hätte je die kritische Masse erreicht und wir hätten heute weiterhin nur Telefon und TV.

Kurzum: Wer Preise senkt, sollte nicht die Schuld bei anderen suchen.

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