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PolitCamp 2010 – Fazit

PolitCamp 2010

Ich bin zurück, sortiere Fotos, kopiere Audio-Mitschnitte hin- und her und muss natürlich auch noch ein bisschen Arbeiten. Aber ein bisschen Zeit für ein Fazit muss ja sein. Und kurz gesagt: Ich fand’s gut und bin froh dass ich dort war. Dies lag vor allem an so manch guter Session, an der ich teilgenommen oder die ich selbst veranstaltet habe (wobei hier der Dank an die Teilnehmer geht, denn ich habe ja nur eine Frage in den Raum gestellt).

Die Teilnehmer

Diesmal waren ja definitiv mehr Politiker (vor allem aus der Bundespolitik) anwesend als letztes Jahr. Dies ist natürlich zu begrüssen! Und durch das Jugendpolitcamp waren ja auch mehr Jugendliche vor Ort, was ich auch super fand! Dass so manch junger Pirat vielleicht negativ aufgefallen sein mag, sollte man wohl relativ zum Alter sehen, denn die Piratenpartei mag da ein bisschen die Rolle der Jugendbewegung einnehmen. Manchmal hatte ich allerdings auch bei älteren Piraten das Gefühl, dass man es irgendwie besser wisse als der Rest der Parteien. Interessant dabei ist dann natürlich, dass eben dies gerade von einer Partei kommt, die am ehesten noch das Parteienprinzip in Frage stellen mag (je nachdem, wen man fragt).

Die Podien

Wichtige Leute im ScheinwerferlichtDie Podiumsdiskussionen hätte man sich meiner Meinung nach sparen können. Als Beispiel sei das Panel zum Jugendmedienschutz-Staatsvertrag genannt.

Es wurden fein Statements ausgetauscht und erklärt, dass doch nur alles falsch verstanden worden ist. Der Einwurf, dass Medienpädagogik vielleicht mehr im Mittelpunkt stehen sollte, wurde kurz diskutiert bevor es dann wieder um die Details des Vertrags ging. Konstruktiv ist anders.

Und genau deswegen kann man sich meines Erachtens diese Podien auch sparen. Gerade beim JMStV setzt dieses ja eh zu spät an, gerade weil der Vertrag ja schon festgezurrt ist. Thomas Jarzombek nannte es den „Sieg der Bürokratie über die Parlamente“. Und anstatt aufeinander über Details oder die Sinnhaftigkeit des JMStVs rumzuhacken hätte man vielleicht genau dies thematisieren können um zu überlegen, wie man es ändern kann.

Oder man hätte darüber diskutieren können, was man stattdessen macht (oder von mir aus auch zusätzlich). Was genau ist Medienkompetenz, was muss Medienpädagogik leisten und wie bringt man das auf den Weg?

Aber solche konstruktiveren Dialoge kann ein Podium wohl nicht leisten, schon gar nicht unter Einbeziehung des Publikums. Die Bühne und die Scheinwerfer sind eine grosse Barriere und das Publikum wird eh nur zum Fragensteller degradiert.

Hier wäre eine Barcamp-Session auf gleicher Augenhöhe sicherlich besser gewesen.

Die Session mit Kristina Schröder muss ich mir noch einmal anschauen, gutes darüber habe ich aber bislang auch nicht gehört (ich weiss aber jetzt, dass Politiker gar keine Zeit haben, alle Posts zu lesen).

Politiker und Barcamps

Als Grund für Podien wird genannt, dass Politiker sonst nicht kommen würden. Da mag sicherlich was dran sein. Aber die andere Frage wäre: Wenn sie einmal angelockt worden sind, wissen sie danach auch, was ein Barcamp ist? Auf Nachfrage bei einem Podiumsteilnehmer schien das nicht so zu sein, es war ihm auch wohl nicht klar, was oben in den anderen Etagen noch so abläuft.

Dies hätte man vielleicht vor den Sessionplanungen auch noch einmal erklären sollen (auch, dass man mitbloggen soll).

Die Sessions

An Sessions habe ich leider nicht so viele besucht, wie ich mir gewünscht hätte. Das liegt natürlich auch daran, dass es auch neben den Sessions gute Unterhaltungen gab.

Die, die ich besucht habe, waren aber allesamt sehr interessant und haben mir auch neue Einblicke geliefert.

Selbst habe ich auch zwei Sessions angeboten: Die eine hatte den Titel „Digital Negatives“ und es ging darum, wieso wir in Deutschland erst einmal nur das Schlechte in neuen Dingen sehen und wie man dies vielleicht ändern kann. Einen Bericht dazu gibt es bei politikorange. Ich sehe zwar das Fazit der Session ein klein wenig anders, aber dazu blogge ich demnächst noch.

Die andere Session am Sonntag ging der Frage nach, wieviel offene Kommunikation in der Politik denn möglich sei. Diese habe ich spontan angeboten, da mir Politiker gerne erklären, warum Offenheit so schädlich ist (z.B. „Man kann das nicht offen machen, denn man hat nur einen Schuss“ oder „Wenn ich das zu früh offen diskutiere, klaut der politische Gegner meine Idee“).

Dazu gibt es eine grobe Stichpunkt-Sammlung auf meinem posterous-Account und einen ausführlicheren Post dazu werde ich noch verfassen.

Bei beiden Sessions habe ich auch versucht, nichts vorzustellen, sondern nur eine Frage in den Raum zu werfen, die wir dann gemeinsam diskutieren können. Meines Erachtens hat das auch gut funktioniert, wobei die Diskussion natürlich noch weitergehen muss. Aber ich will daher auch allen Teilnehmern danken, dass sie so engagiert mitdiskutiert haben.

War das ein Barcamp?

Ich denke, dass ich mir dieses für einen separaten Post aufspare, aber es sei gefragt: Kann man ein richtiges Barcamp wirklich nicht machen? Welche Elemente sollte man vielleicht doch noch ausprobieren? Kommt dann wirklich kein Politiker (mehr)? Braucht es auch hier vielleicht einfach ein bisschen mehr Mut?

Ich kenne die Antworten nicht, aber demnächst dazu mehr.

Und noch ein Aufruf (auch an die Parteien): Macht mehr Barcamps!

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