Die letzte Woche und vor allem dieses Wochenende habe ich mich mit der Realisierung einer neuen Idee beschäftigt: politfunk.de
Politfunk.de ist eine Art Sammelbecken für politische Podcasts, die ich machen will, wobei ich natürlich mehr machen will als ich machen kann. Der erste Podcast ist aber nun online und trägt den Titel „PiratenWatch„. Er beinhaltet Interviews mit den Kandidaten für die Landesliste der Piratenpartei zur Landtagswahl NRW in 2010. Am 7. November nämlich ist die Landesmitgliederversammlung der Piratenpartei NRW und dort sollen dann die Listenplätze besetzt werden. Interviewt werden die Kandidaten allerdings nicht von mir, sondern von Mitgliedern der Piratenpartei, wobei es eine vordefinierte Liste von Fragen und eine vordefinierte maximale Antwortzeit gab. Das Ganze wurde dann letzten Samstag durchgeführt.
Es ist damit mehr als interner Podcast der Piratenpartei zu sehen, ich veröffentliche ihn aber dennoch auf meiner Domain politfunk.de, da ich dies auch für die Allgemeinheit interessant halte, da ja normalerweise solche Entscheidungen mehr im Hinterzimmer getroffen werden.
Es ist doch nur ein Podcast…
Überrascht war ich allerdings von der Kritik und der Diskussion, die rund um diesen Podcast entstanden ist. Teilweise ist es sicherlich berechtigte Kritik, z.B. dass nicht jeder in dem Zeitfenster Zeit hat. Allerdings wurde der Ton auch ein bisschen rauher und es fiel gar schon der Begriff „Schauprozess“ (wenn auch vielleicht nicht in der eigentlichen Bedeutung gemeint). Auch wurde diskutiert, wie denn verhindert werden könne, dass einzelne Sätze aus dem Kontext gerissen irgendwo anders wiederverwendet werden könnten. Dies ist nun auch der Grund, warum jede Folge einen recht langen Copyright-Hinweis enthält. Welch Ironie.
Zudem scheint mir, dass manch einem nicht so klar ist, was auf einen als Politiker denn zukommt, denn dieser Podcast, bei dem Parteikollegen anrufen, sollte dagegen doch noch Schonprogramm sein.
Aber da lasse ich die Piraten selbst drüber diskutieren und auch müssen sie wissen, welche Aussenwirkung das hat, Diskussionen in den Kommentaren der ersten Folge gibt es ja schon. Für mich neu war dabei eben nur, wieviel man über nen Podcast diskutieren kann, der doch eigentlich der Selbstdarstellung dient. Man muss allerdings auch erwähnen, dass wohl das nicht-öffentliche Feedback viel positiver und auch in der Mehrzahl war.
Wie internetaffin sind die Piraten?
Eine andere Sache, die mich wundert und die wohl auch innerhalb der Piraten zur Idee dieses Podcasts geführt hat, ist die Tatsache, dass wohl kaum ein Kandidat von sich aus aktiv geworden ist, sich um den Listenplatz zu bewerben. Viele Wiki-Seiten sind leer und ich befürchte, dass nur ein sehr kleiner Teil ein eigenes Blog hat oder viel auf sozialen Netzwerken aktiv ist. Sicherlich wird vieles auf Mailinglisten ausdiskutiert, bei der auch jeder Mitglied werden kann, aber so richtig offen ist dies nun auch nicht, denn die Archive sind meist nur für Mitglieder einsehbar. Wie beim Podcast an sich sehe ich auch hier Angst vor Kontrollverlust, was so manchen Piraten in dieser Hinsicht nicht viel von den anderen Parteien unterscheidet.
Von daher bin ich gespannt, wie es dort weitergeht. Was die Transparenz, ein modernes Urheberrecht usw. angeht scheint es mir manchmal schon ein bisschen so zu sein, dass das alles schön und gut ist, wenn es die anderen betrifft, sobald man aber mal selbst in der Rolle dessen steckt, der seine Rechte schützen oder etwas mal ohne grosse Diskussion diskutieren will, sieht das schon ganz anders aus.
Und daher auch ein Lob an die Aachener Crew, denn all dies wäre ohne die super Zusammenarbeit in Aachen gar nicht in der kurzen Zeit möglich gewesen. Alles war ruckzuck organisiert (sogar ein mini-Callcenter) und man hat sich zudem jede erdenkliche Mühe gegeben, das fair ablaufen zu lassen. Daher auch meinen Dank an alle Beteiligten!
Und nun hört euch die Interviews an! Es beginnt mit einer Einführung von Tobias, wie es zu diesem Projekt kam und es folgen dann die 32 Interviews.
[audio:http://politfunk.de/audio/pw001.mp3]Alle weiteren Folgen dann hier.
Der iTunes-Link ist in Arbeit, aber per RSS könnt ihr schonmal den Podcast schnmal hier abonnieren.
Wie es weitergeht
Zu politfunk.de sei noch zu sagen, dass dies kein Piratensender sein soll. Der erste Podcast ist natürlich eine Co-Produktion mit Mitgliedern der Piratenpartei, aber zukünftige Podcasts sollen durchaus breiter aufgestellt werden. Auch interessiert mich ja fast mehr die Metaebene, also Themen wie „Wie bekommt man mehr Transparenz in den demokratischen Entscheidungsprozess?“ „Wie kann moderne Bürgerpartizipation aussehen?“ „Sind Parteien noch das richtige Mittel zum Zweck?“. Und dazu wird es hoffentlich auch noch einen Podcast irgendwann geben. Als nächstes ist allerdings erstmal ein Podcast für Aachen geplant, wo es darum gehen soll zu beleuchten, was der Stadtrat eigentlich so macht.