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Das Unverständnis des Öffentlichen

Gestern gab es auf Zeit Online ein Interview mit unserem Innenminister Thomas de Maizière zu allen möglichen Themen, angesprochen wurde aber natürlich auch das Thema Google Street View.

Auffallend dabei war für mich vor allem folgende Aussage von ihm:

Wahr ist aber auch: Wenn Menschen ihre Urlaubsbilder Tausenden sogenannten Freunden zeigen, dann verschiebt sich auch bei den Bürgern der Begriff der Privatsphäre. Einen totalen Schutz des Staates gegen unvernünftiges Verhalten gibt es nicht.

Mit der Meinung zu unvernünftigem Verhalten ist er auch nicht allein, denn so sagte Hans-Christian Ströbele im Juli zum Focus:

Deshalb schaffe ich es auch kaum, meinen Neffen zu überzeugen, vorsichtig mit seinen Daten umzugehen. Er ist Ende zwanzig und versteht nicht, warum es so schlimm sein soll, etwa seine Urlaubsbilder bei Facebook zu veröffentlichen.

und

Mir geht es zu weit, wenn Kollegen private Dinge über Facebook oder Twitter kommunizieren.

Doch was weder er noch de Maizière sagen ist, was genau denn daran nun so problematisch sein soll.

Die Verschiebung des Privaten

Was wir ja im Moment sehen, ist eine Verschiebung der Grenze zwischen dem, was privat ist und dem, was öffentlich ist. Hat man Urlaubsbilder früher nur seinen engsten Bekannten gezeigt, so weitet man diesen Kreis dieser Tage aus.

Aber ist das schlimm? Oder anders gefragt: Warum sollte ich nicht die Menge meiner sozialen Kontakte erweitern? Warum beschränken auf diejenigen, die ich eh jeden Tag treffe?

Bezeichnend finde ich daher auch den Begriff der „sogenannten Freunde“, als würden die einem alle was Böses wollen. Er impliziert ja auch, dass man genau dadurch die Grenze der Privatsphäre verschiebt und definiert dies als „unvernünftig“. Warum genau das aber schlecht sein soll, sagt er nicht. Auch passiert der Akt der Verschiebung schon vor dem Veröffentlichen, es ist genau das, was die Leute wollen.

Das globale Dorf

De Maizière und Ströbele legen mal wieder den Fokus auf die Gefahren, wobei diese aber wohl meist eher irrationale Ängste sind. Die Chancen werden mal wieder ausgeblendet.

Wieso verkennt man die Chance, interessante Leute aus aller Welt mit ähnlichen Interessen kennenzu lernen und sich mit diesen auszutauschen? Wieso sollte man sich mit den Bekanntschaften zufriedengeben, die zufällig um die Ecke wohnen?

Auch hier heisst es: Akzeptiert das globale Dorf!

Doch, wie bringt man es der Politik bei? De Maizière selbst ist ja in sozialen Netzwerken nicht aktiv (wie er einmal in einem ZDF-Chat sagte, da er nicht nur ein inaktives Profil sein, sondern es richtig machen wolle, was ja im Prinzip zu begrüssen ist). Doch die ganze Kraft, die diesem innewohnt, erkennt man meines Erachtens nur durch Ausprobieren, nicht durch Beschreibungen.

Aus dem gleichen Grund finde ich es auch von manchen Datenschützern recht arrogant, wenn man den Grossteil der Bevölkerung als dumm bezeichnet oder es zumindest impliziert.

Deswegen also meine Forderung: Veröffentlichen Sie Ihre Urlaubsbilder, Herr Minister!

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