In der Diskussion rund um den Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) kam oftmals der Vorwurf auf, dass wir Internet-Heinis ja gerne mal was kritisieren, aber nicht mit Alternativvorschlägen aufwarten würden. Und so wäre es ja besser, irgendwas zu machen, als gar nichts zu machen.
Doch dieser Vorwurf stimmt nicht, denn einerseits fordern wir ja, ganz umzudenken und mehr auf Medienpädagogik anstatt auf Restriktionen zu setzen und andererseits stand in dem offenen Brief an die MdL aus NRW ja ein Vorschlag, der auf einem kollaborativen Ansatz basiert, bei dem nicht die Webseiten-Betreiber Seiten bewerten, sondern die Community (also vor allem Eltern, Lehrer usw.).
Diese Idee haben wir bei COM.lounge Ende 2010 mal aufgegriffen und in Form einer Erweiterung für Google Chrome implementiert. Wir haben dabei einfach zunächst die bekannten Altersgruppen übernommen und ein Plugin implementiert, mit jeder Website-Besucher ein eigenes Rating der Website abgeben kann.
Zu finden ist diese Erweiterung unter werateit.de und installiert man sie, hat man danach ein neues Icon in der Browser-Adressleiste.
Besucht man nun Websites, so zeigt dieses Icon die Altersklassifizierung an, die bislang die meisten Stimmen bekommen hat. Zeigt es ein Fragezeichen, so ist noch keine Bewertung eingegangen. Selbst eine Bewertung abgeben kann man durch Klick auf das Icon und Auswahl der entsprechenden Altersbewertung:
Was bringt das?
Zunächst einmal ist das ein Experiment und eine erste Version desselbigen. Aber es funktioniert und anhand der gesammelten Daten kann man zu einem späteren Zeitpunkt untersuchen, wie breit die Streuung der Bewertungen aussieht. Auch wird man selbst beim Klick auf das Icon schon merken, dass es gar nicht so einfach ist, eine richtige Bewertung abzugeben. Versucht es also mal!
Wenn man nämlich selbst merkt, wie schwer das eigentlich ist, stellt sich die Frage, wieso dies von Webseiten-Betreibern verlangt werden sollte und wie FSK und Co. das eigentlich hinbekommen.
Ob man im weiteren die Daten dann für Filterprogramme oder eher einen Empfehlungsservice nutzt, also ob man eher restriktiv oder aufklärend an die Sache herangeht, wäre die nächste Frage. Ich würde letzteres wohl bevorzugen, denn allein, wie man einen unumgehbaren Filter schreiben will, ist mir ja schon schleierhaft. Auch offen ist die Frage, wie man einen möglichst hohen Anreiz schafft, bei einem solchen Tool mitzuwirken, denn es lebt natürlich von der Masse.
Die Antworten auf diese Fragen hängen aber am meisten davon ab, wie Jugendmedienschutz in Deutschland weiter ausgestaltet wird. Vielleicht leistet dieses Tool ja einen kleinen Beitrag dazu.
Wer in Kontakt bleiben will, findet hier die zugehörige Facebook-Seite, hier den Twitter-Account und hier die Homepage mit Mailing-Liste zum Projekt.