Schon etwas länger angekündigt, macht die Einführung der Altersverifikation nun Fortschritte. War bislang nur eine limitierte Beta für Sim-Besitzer online, wird sie nun laut Second Life Blog grid-weit als Beta eingeführt. Dazu gibt es einen neuen Release Candidate des Second Life-Clients, der alle benötigte Funktionalität implementiert. Die Installation des RC ist zunächst freiwillig, wird aber bei einer offiziellen Release dann wohl notwendig.
Wie funktioniert die Altersverifikation?
Der Besitzer einer Parzelle definiert, ob sich auf dieser Parzelle Inhalte befinden, die nur Volljährigen bereitgestellt werden sollen. Ist solcher Inhalt vorhanden, so können sie ein Flag setzen, das es danach nur noch altersverifizierten Second Life-Benutzern erlaubt, die Parzelle zu betreten. Diese Markierung ist freiwillig, es wird jedoch geraten, sie durchzuführen, um Vertrauen in die gemeinsame Plattform aufzubauen (leider wurde nichts darüber gesagt, ob das irgendwann auch mal zwingend sein könnte).
Will nun ein Second Life-Benutzer eine markierte Parzelle betreten, so muss er verifiziert sein. Auch dieser Prozess ist freiwillig, ohne Altersverifizierung kommt man aber natürlich nicht auf diese Parzelle. Um sich zu verifizieren, besuche man einfach folgende URL: http://www.secondlife.com/account/verification.php
Bei der Altersverifizierung kann man je nach Land verschiedene Arten der Verifizierung wählen, wie z.B. Führerschein, Personalausweisnummer, Social Security Number usw. Diese Daten dienen nur dazu, die Prüfung einmalig durch Integrity durchführen zu lassen und werden danach wieder gelöscht. Das einzige was gespeichert wird, ist das Flag, ob man über oder unter 18 Jahre alt ist. Rein theoretisch sollten natürlich alle Benutzer des Main Grid über 18 Jahre alt sein, dass es in Wirklichkeit aber durchaus anders aussehen mag, ist wohl kein Geheimnis.
Leider scheinen auch manche Kommentare darauf hinzudeuten, dass die Altersverifizierung nicht immer funktioniert. Ich selbst habe es noch nicht ausprobiert, werde es aber später tun.
Was Linden Lab hier macht, ist im Prinzip dasselbe wie es manch anderer Anbieter auch macht, z.B. flickr. Bei flickr kann man als Besucher aus Deutschland z.B. keine als „adult“ (ich weiss leider nicht mehr genau, wie das bei flickr heisst) markierte Bilder anschauen und es gibt auch keinen Weg drumherum, da es dort eben keine Altersverifizierung gibt. Dies hat damals (auch, weil es im Gegensatz zu Second Life ohne Ankündigung geschah) zu grossen Diskussionen und auch dem Abwandern einiger User geführt. Denn damals war es sogar unmöglich, Bilder anzusehen, die nur als „moderate“ eingestuft waren. Dies wurde nach dem Aufschrei der Community eben nur noch auf die hardcore-Bilder (für Deutschland und ein paar andere Länder) reduziert. Grund hierfür ist sicherlich auch die Rechtsunsicherheit, die global im Internet agierende Unternehmen immer noch haben.
Streitpunkt „adult content“
Linden Lab gibt keine genaue Definition, was „Adult Content“ denn nun bedeutet und dies ist der grosse Kritikpunkt vieler Kommentatoren in dem Blog-Eintrag und auch in der SL-Szene generell. Die Angst ist hier, dass man selbst hier eine unterschiedliche Auffassung als Linden Lab davon haben kann, was dies ist, Sicherlich mag das theoretisch zu Problemen führen, jedoch ist die Konsequenz in diesem Fall ja „nur“ eine Markierung der Parzelle (die zudem freiwillig ist), so dass eben nur als volljährig verifizierte Besucher Zugang haben. Es geht hier also nicht um einen Ban oder ähnliches.
Anders mag es sich natürlich mit Inhalten und Tätigkeiten verhalten, die unter „broadly offensive“ fallen, wie z.B. Age Play. Hier kann es auch durchaus zum Ban kommen. Aber auch dafür gibt es keine genaue Definition.
Warum es keine gibt, ist vielleicht oben schon klar geworden: Diese Definition müsste von Land zu Land unterschiedlich sein und ist wahrscheinlich auch auf Landesebene nicht immer klar zu fassen, wenn man sich mal überlegt, dass mit den Möglichkeiten in Second Life sogar ganz neue Formen geschaffen werden können. Daher kann Linden Lab wohl nur so eine etwas schwammige Formulierung benutzen, die mehr an den gesunden Menschenverstand appeliert aber natürlich auch viel Unsicherheit produziert.
Kann durch Alterverifizierung mehr Vertrauen geschaffen werden?
Ein Wunsch von Linden Lab scheint es zu sein, mehr und mehr Tools zur Verfügung zu stellen, die so etwas wie „Vertrauen“ zwischen einzelnen Second Life-Nutzern aufbauen können. So ist eines dieser Tools das Flag, ob jemand Kreditkarteninformationen hinterlegt oder benutzt hat, ein anderes eben die Altersverifikation (die man zwar im Profil nicht sieht und hoffentlich nie sehen wird, so man sich dann aber dennoch sicher sein kann, dass ein Avatar auf einer markierten Parzelle verifziert ist).
Ob diese Möglichkeiten aber jetzt wirklich zu mehr Vertrauen führen, ist für mich fraglich. So war es früher z.B. so, dass man sich nur unter Angabe einer Kreditkartennummer oder anderer Informationen bei Second Life anmelden konnte. Auch dies diente dazu, Minderjährige vom Main Grid abzuhalten. Auch damals schon konnte dies z.B. durch die Nutzung der Kreditkarte der Eltern umgangen werden und auch heute wird sich ein Minderjähriger den Personalausweis der Eltern schnappen können. Natürlich steht in den TOS der Kreditkartenhersteller, dass die Kreditkarte kein Identitätsnachweis ist (und ein Altersnachweis schon gar nicht) und damit könnte die neue Methode der Verifizierung besser sein. Jedoch wurde in den Kommentaren schon darauf hingewiesen, dass die Social Insurance Number (SIN) in Kanada auch nicht für Identitätsnachweise herangezogen werden darf (vielleicht aber zur Altersverifizierung?).
Was die Altersverifizierung also bringt, ist evtl. nur dass man legal besser dasteht, wenn man seine Parzelle markiert. Kommt ein verifizierter Minderjähriger vorbei, wäre die Frage, ob man dann verklagt werden kann, da sich ja die Frage stellt, wir dieser an den Ausweis der Eltern kommen konnte. Aber da ich kein Anwalt bin, lasse ich dies mal so stehen und hoffe auf Expertenrat :-)
Das mit dem Vertrauen generell ist natürlich auch so eine Sache. Ob ich da technischen Tools traue, ist zweifelhaft, zumindest wenn es um persönliches Vertrauen geht, dass ich doch eher noch im Gespräch entwickle. Was den (legalen) Schutz meiner Geschäfte angeht, mag es anders aussehen (nicht, dass ich in diesem Bereich tätig wäre).
Generell denke ich aber, sollte man vielleicht das Wort „Trust“ in diesem Zusammenhang überdenken.
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