Gerade habe ich in meinen Video-Archiven noch die Keynote von Alan Kay zur letztjährigen EuroPython gefunden und das erinnerte mich daran, dass ich vielleicht nochmal etwas über das „One Laptop per Child„-Projekt schreiben sollte. Dieses ist nämlich einerseits wichtig, andererseits aber auch technisch recht interessant und hat der Welt so manche Innovation beschert.
Was istOLPC
Für die, die dieses Projekt nicht kennen, eine kleine Einführung. Ziel dieses Projekts ist es, ein Laptop herzustellen, das nicht mehr als US$100,- kostet, um dieses Laptop dann an Kinder rund um die Welt zu verteilen, die sich anderweitig keinen Computer leisten können. Hier geht es natürlich vor allem um Kinder in den armen Gebieten dieser Welt. Gegründet wurde dieses Projekt von Nicholas Negroponte und anderen Mitgliedern des MIT Media Lab und es wurde auf dem World Economic Forum in Davos im Januar 2005 anfekündigt.
Und es hat einiges an Erfolg zu verzeichnen, denn Firmen wie AMD, Brightstar Corporation, eBay, Google und viele andere sind Sponsoren und jede hat 2 Millionen US$ gespendet.
Netzwerk
Natürlich geht es nicht nur um die reine Herstellung eines Laptops, sondern um viel mehr, soll es denn den Kindern auch etwas bringen. So soll unter anderem auch ein Internetzugang bereitgestellt werden. Dies ist in vielen Gebieten dieser Erde nun nicht so einfach möglich (Digital Divide) und daher hat man das „Mesh Network“ ersonnen. Das Laptop kommt dazu mit einer eingebauten WLAN-Karte, die von Marvell entwickelt wurde. Diese Karte unterstützt low-level Mesh-Routing-Möglichkeiten, was im Printip bedeutet, dass jedes Laptop auch als Router fungiert und somit selbst wieder eine kleine Netzwerkzelle ist. Diese Routingfunktionalität besteht sogar, wenn der Hauptprozessor ausgeschaltet ist. Diese Mesh-Routing ermöglicht benötigt daher auch nur eine recht geringe Sendeleistung, da das nächste Laptop wahrscheinlich näher als der nächste richtige WLAN-Router ist.
Die beiden „Ohren“, die ihr auf dem Bild seht, sind übrigens die Antennen, die zudem auch als Abdeckung für Audio- und USB-Anschluß dienen.
Software
Eines der Grundprinzipien des Laptop ist freie Software. Aus diesem Grund läuft das Gerät nicht mit Windows oder MacOSX, sondern unter Linux, genauer gesagt Fedora 7.
Dann ist die Zielgruppe natürlich Kinder und daher liegt der Schwerpunkt bei der Software dann auch etwas anders als bei normalen Laptops. Hier geht es (und Alan Kay beschreibt dies in seiner Keynote noch deutlicher) darum von einem „Instruktionismus“ zu einem „Konstruktionismus“, also Learning-by-doing, zu kommen. Das OLPC-Wiki nennt hier 3 Dinge:
- Lehrer (und Schüler) können Lehrpläne und anderes Lernmaterial erzeugen
- Sie können dieses Material miteinander tauschen
- Sie können über diese Erzeugnisse diskutieren.
Das Wiki sagt außerdem noch:
„Thus we can infect the Education Industry with the ethics, methodologies, and efficiencies of the Open Source community.“
Darauf aufbauend läuft als grafische Oberfläche das X Window System und der Matchbox Window Manager. Das OLPC-Projekt beinhaltet auch ein eigenes Benutzerinterface, das sich Sugar nennt. Hier ein Screenshot:
(hier gibt es noch ein kleines Demo)
Der Schwerpunkt bei der Entwicklung liegt dabei bei Python (auch deswegen finde ich es gut ;-) ) und GTK. Alle Programme für das OLPC müssen den OLPC Human Interface Guidelines entsprechen. Man sollte dabei natürlich auch nicht vergessen, dass die Zielgruppe hier Kinder sind.
Wer das alles selbst mal ausprobieren möchte, kann die Live-CD benutzen (die aber alt ist) oder aber das Betriebssystem emulieren, was wichtig ist, um z.B. Software für das Laptop entwickeln zu können.
Wie kann man mitmachen?
Am besten natürlich durch den Kauf eines solchen Laptops für ein Kind in einem Entwicklungsland. Das kostet US$ 200,- inklusive Lieferung. Wer in Nordamerika wohnt hat zudem die Möglichkeit, am „give 1 get 1“-Programm teilzunehmen. Dazu zahlt man US$ 399,- und hat damit 2 Laptops gekauft, eines für sich selbst und eines für such selbst. Diese Aktion beginnt in ein paar Tagen, nämlich am 12. November.
Weitere Möglichkeiten des Mitmachens findet man hier und hier. Zudem gibt es einen Cause auf Facebook.
Die Keynote von Alan Kay zum Thema
Alan Kay hat, wie oben schon angedeutet, mehr über die Herangehensweise in Bezug auf das Lernen als über die Hardware zu sagen (da gibt es natürlich trotzdem eine Einführung zu). Und in diesem Bereich ist natürlich auch wieder Mark Shuttleworth beteiligt, denn er kommt ja aus Afrika (wenn auch Südafrika) und seine Mark Shuttleworth Foundation hat nicht nur Ubuntu ins Leben gerufen, sondern z.B. auch SchoolTool initiiert, eine auf Python und Zope aufbauende Software, die Schulsoftware an die Schulen Afrikas bringen soll. SchoolTool ist dabei Open Source und hat außerdem Zope 3 viele Ergänzungen und Projekte beschert.
Im übrigen erinnert mich dies an die Keynote, die Mark Shuttleworth auf der EuroPython 2004 gehalten hat, die vom Vortragsstil die beste war, die ich bislang gesehen habe und wo außerdem Ubuntu angekündigt wurde (damals hiess es noch nicht so, er hat mehr seine Intention dargelegt, eine Linux-Distribution zu machen, die viel mehr auf Python aufbaut. Und dahin scheint bei Ubuntu ja die Reise zu gehen).
Hier aber nun Teil 1 der Keynote von Alan Kay (der leider nur per Videokonferenz aus LA zugeschaltet war), die beiden anderen Teile kommen bald.
PS: Wer Alan Kay nicht kennt: Der hat im Prinzip die Objektorientierte Programmierung erfunden und war ein Pionier im Bereich grafischer Benutzeroberflächen. Hier der deutsche Wikipedia-Eintrag über ihn.
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